
Als es während des ersten Lockdowns im März 2020 darum ging, wer Überbrückungshilfen bekommt, fielen Häuser wie die Bildungsstätte Heiligenhof erst mal aus dem Rettungsschirm raus. Für Stiftungsdirektor Steffen Hörtler seinerzeit eine Katastrophe. Um ein Haus wie den Heiligenhof dauerhaft zu erhalten, sind allein monatlich 50 000 Euro Fixkosten zu erlösen, sagte Hörtler damals. Dann hatte er die Idee, seine Gäste, das sind auch Vereine und Gruppen, anzuschreiben und um Spenden in dieser Notsituation zu bitten. Der Spendenbrief ging im April 2020 an 5000 Adressaten raus – mit überwältigendem Ergebnis.
Nach dem Lockdown, am 30. Mai 2020, gleich wieder zu öffnen, sei aus damaliger Sicht richtig gewesen, aus heutiger Sicht freilich "betriebswirtschaftlich falsch", sagt Hörtler jetzt im Gespräch mit dieser Redaktion. Glücklicherweise gab und gibt es es das Kurzarbeitergeld für die 25 Mitarbeiter. Und dann habe sich später herausgestellt, dass die Stiftung Heiligenhof, zusammen mit den anderen gemeinnützigen Vereinen, doch unter den staatlichen Rettungsschirm kommt. Das galt jedoch nicht für jeden Monat, erzählt der Bildungsstättenleiter.
Zahlreiche Einzelpersonen zu Gast
Von Juli bis September kamen nur wenige Gruppen zu Besuch, dafür aber sehr viele Einzelgäste. Im August zum Beispiel blieben die staatlichen Hilfen aus, weil sich, laut Hörtler, genau sechs Personen zuviel im Heiligenhof eingemietet hatten. Damit lag die Bildungseinrichtung knapp über der Fördergrenze.

Mitte September 2020 kamen dann wieder die ersten Gruppen angereist, weil sie offenbar vom Hygienekonzept der Bildungsstätte überzeugt gewesen seien, sagt Hörtler. Denn zum Beispiel stehen jetzt in allen Veranstaltungssälen Luftreinigungsgeräte. "Da haben wir viel Geld investiert." Mitte Oktober 2020 habe sich dann schon wieder ein Einbruch bei den Gästezahlen bemerkbar gemacht.
Ungewisses Jahr 2021
Wie es 2021 weitergeht, sei nach wie vor schlecht zu kalkulieren. Denn Besuchergruppen, die sich für März und April anmeldeten, hätten bereits alle wieder storniert, so der Bildungsstättenleiter. Auch etliche Gruppen und Seminarteilnehmer, die sich für Mai und Juni dieses Jahres zum Aufenthalt im Heiligenhof eingeschrieben hatten, seien durch die aktuelle Pandemie verunsichert, weiß Hörtler.
Stornieren oder nicht, laute da öfter die Frage. Mut mache ihm aber, dass die Gruppen, die stornieren, auch gleich wieder einen neuen Termin aushandeln wollen. "Von August bis Oktober sind wir dann, wenn alles so bleibt, komplett ausgebucht."

Weil eben alles wohl noch eine Zeit lang im Ungewissen bleiben wird, ist Hörtler froh über all diejenigen, die zum Heiligenhof stehen und sich durch eine Spende solidarisch zeigten. Es gab sogar Spaziergänger, auch aus Bad Kissingen, sagt Hörtler, die an dem Bildungshaus vorbei kamen und dann beschlossen, einen kleinen Obolus zu spenden. Im Heiligenhofbrief und in der Sudetendeutschen Zeitung sei dann ein weiterer Spendenaufruf erschienen, woraufhin noch einmal Spenden dazu kamen.
Positives in Zeiten der Pandemie
Hörtler findet, dass die Zeit der Pandemie im Heiligenhof auch etwas Positives hervorbrachte. Denn etliche Seminare mit jeweils bis zu 90 Personen finden inzwischen online statt, allerdings mit einem völlig anderen Teilnehmerkreis. Um diese virtuellen Gäste langfristig zu halten, habe man in der Bildungsstätte inzwischen einiges Geld in die hybride Seminartechnik investiert. Was die nahe Zukunft angeht, bleibe er optimistisch, sagt Hörtler und lacht: "Allerdings hat die Realität meinen Optimismus auch schon mal überholt."