Der Drive-in für mutmaßliche Corona-Patienten des Landkreises in Oerlenbach hat sich, laut Landrat Thomas Bold, bewährt. Man könne so "schnell und effizient" arbeiten.Was die Schutzausrüstung für Pflegepersonal und Ärzte im Landkreis angeht, herrsche immer noch ein gewisser Mangel. Innerhalb des Rettungsdienst-Zweckverbands für die Region 3, zu dem Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Hassberge gehören, werde gerade ausgelotet, wie viele Intensivbetten überall zur Verfügung stehen und wo gegebenenfalls aufgerüstet werden muss.
Am 23. März veröffentlichte der Freistaat die Allgemeinverfügung zum Infektionsschutzgesetz (zunächst gültig bis 15. Mai 2020), laut der Operationen und geplante Behandlungen in Krankenhäusern verschoben werden müssen. Das soll Freiraum schaffen für "akut erkrankte Personen", heißt es in den staatlichen Zeilen. Denn zum Schutz der Bevölkerung im Rahmen der Corona-Pandemie bedürfe es einer "erheblichen Ausweitung der zur Verfügung stehenden Behandlungskapazitäten".
Erhebung der Intensivbetten
In drei der vier Krankenhäuser (Helios-Klinik Bad Kissingen, Franz-von-Prümmer-Klinik Bad Brückenau und Thorax-Zentrum Unterfranken in Münnerstadt) des Landkreises stehen bis dato etwa 45 Intensivplätze zur Verfügung, sagte Landrat Bold im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Hammelburger Klinik hat keine Intensivbetten. Aktuell werde in der Region Main-Rhön ermittelt, wie viele und wo Intensivplätze zur Verfügung stehen und ob diese Kapazitäten in den kleineren Kliniken der Grundversorgung oder in den großen Kliniken, in denen alle medizinischen Bereiche abgedeckt werden, angesiedelt sind, so Bold weiter.
Während die Kliniken im Landkreis Bad Kissingen zu den Häusern der Grundversorgung zählen, habe beispielsweise das Leopoldina in Schweinfurt oder der Campus des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt insgesamt größere Kapazitäten. Jetzt müsse man überlegen, wie viele Intensivbetten insgesamt zur Verfügung stehen und welche Anzahl demnächst gebraucht wird.
Rehakliniken bieten Kapazitäten
Dr. Michael Mildner, Ärztlicher Direktor des St. Josef Krankenhauses (Schweinfurt) und gleichzeitig Ärztlicher Leiter des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Schweinfurt, sei derzeit intensiv damit beschäftigt, ein Konzept zu diesem Thema zu erstellen.
Vor Corona hatte Deutschland insgesamt 28 000 Intensivbetten, sagte Bold. Jetzt habe man auf 40 000 Plätze aufrüsten können. Wie sich die Situation im Landkreis gestalten wird, könne er zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht genau sagen. Ein Notkrankenhaus werde es im Landkreis aber nicht geben, so Bold weiter. Denn in verschiedenen Rehakliniken seien ausreichend Kapazitäten für mögliche akut erkrankte Personen vorhanden.
Weiter Mangel an Schutzausrüstung
Im Landkreis Bad Kissingen gibt es, laut Bold, insgesamt 26 Rehakliniken, die per staatlicher Allgemeinverfügung vom 23. März ebenfalls dazu aufgefordert wurden, ihre Klienten größtenteils zu entlassen. Lediglich Menschen, die eine Anschluss-Heilbehandlung bekommen, seien aktuell noch in den Kliniken verblieben.
Was die Ausstattung von Ärzten und Pflegepersonal im Landkreis mit Schutzausrüstung angeht, ist Bold noch nicht zufrieden. Es mangle einfach bundesweit an Mundschutz, Masken und Schutzanzügen. Im Normalfall würden Heime und Kliniken die benötigte Schutzausrüstung selbst beschaffen. Doch keiner habe gewusst, was im Fall einer Pandemie gebraucht wird. Von Seiten des Freistaats habe man Etliches an Schutzausrüstung bestellt und verteilen lassen.
Auch Hausärzte knapp ausgerüstet
"Es sind aber keine riesigen Mengen, es ist alles überschaubar." Zunächst wurden unter anderem die Ärzte der Corona-Teststrecke Oerlenbach, die Mitarbeiter in den beiden Test-Laboren sowie das Personal im Seniorenheim in Oerlenbach mit Schutzkleidung versorgt. "Wir hoffen auf mehr Material." Den Ärzten im Landkreis, die über die Kassenärztliche Vereinigung mit Masken, Brillen und Schutzanzügen versorgt werden sollten, ergehe es derzeit ähnlich, wusste Bold.
Momentan verlaufe alles in den aktuell vorgegebenen Bahnen, sagte Bold. Dass die Zahl der mit dem Corona-Virus Infizierten im Landkreis gerade stark nach oben ging, sei der Tatsache geschuldet, dass im Oerlenbacher Pflegeheim umfangreich getestet wurde (wir berichteten). Nach einer Pressemitteilung vom 3. April wurden von den 38 Bewohnern des Hauses Kramerswiesen inzwischen 20 positiv und 18 negativ getestet. Zudem wurden alle Mitarbeiter getestet. Bei 14 Mitarbeitern wurde eine Infizierung nachgewiesen, heißt es weiter.
Intensive Schutzmaßnahmen angeordnet
Die Schutzmaßnahmen für die Bewohner und Beschäftigten werden konsequent fortgeführt, so das Landratsamt. Das bedeutet auch, dass die Bewohner in ihren Zimmern isoliert wurden. Sämtliche Senioren- und Pflegeeinrichtungen im Landkreis seien darauf hingewiesen worden, das Pflegepersonal mit geeigneter Schutzausrüstung, insbesondere Mundschutz, auszustatten.
Am 3. April (17.45 Uhr) verzeichnete das Landratsamt sieben neue Fälle einer Corona-Infektion. Bei den neuen Fällen handelt es sich um eine männliche und sechs weibliche Personen. Insgesamt gibt es jetzt 125 bestätigte Corona-Fälle im Landkreis. Aus der Quarantäne seien hiervon inzwischen 25 Personen entlassen worden. In der Quarantäne befänden sich jedoch auch noch 278 Kontaktpersonen, heißt es weiter.
Ergebnis steht weiter aus
Am 30. März ist eine Bewohnerin des Oerlenbachers Seniorenheims auf der Intensivstation im Helios-Krankenhaus in Bad Kissingen gestorben. Bereits in der Nacht zum 28. März gab es in diesem Seniorenheim einen Todesfall, den man jedoch zunächst nicht mit einer Corona-Infektion in Verbindung gebracht hatte. Dann wurde diese Verstorbene jedoch auch getestet. Das Ergebnis stand auch am Freitag noch immer aus.