Experiment gelungen: Die von Stadt und Staatsbad Bad Kissingen GmbH mit Hingabe und Sorgfalt vorbereiteten "Rakoczy-Begegnungen" am Wochenende kamen sehr gut an. An beiden Tagen waren zwar zeitweise recht viele Menschen im Kurgarten zu Gange, aber man merkte, dass die meisten bestrebt waren sich an die vorgegebenen Abstandsregeln zu halten.
Auf den Bänken in und um die Wandelhalle waren zudem entsprechende Hinweisschilder platziert. Was die Außengastronomie betraf, forderten Plakate Besucherinnen und Besucher auf, weiterzugehen, wenn es in dem jeweiligen abgesperrten Areal keinen freien Platz mehr gibt. Das habe jedoch in Einzelfällen nicht so geklappt, wie man sich das vorgestellt hatte, war am Sonntag zu hören. Offenbar hatten die Ordnungskräfte, die abends an neuralgischen Punkten der Stadt unterwegs waren, um Sicherheit für die gastronomischen Betriebe zu schaffen, auch gelegentlich mal eingreifen müssen.
Historische Persönlichkeiten drehten die Runde
Die Hauptattraktion der Festtage war zum einen am Sonntag die Autogrammstunde der historischen Persönlichkeiten sowie die Konzerte der Staatsbad Philharmonie in der Wandelhalle, die an beiden Tagen stattfanden. Vielleicht hatte so mancher Gast, der draußen gespannt wartete, gehofft, die Bühne würde nach außen gedreht. Doch das Orchester blieb im Inneren.
Zu hören war das Ensemble aber dennoch sehr gut. Und eins war gewiss: Alle historischen Persönlichkeiten, die in der Wandelhalle vorgestellt wurden, kamen später heraus und grüßten würdevoll in die Menge, bevor sie einen kleinen Rundgang durch den Kurgarten antraten.
Edle Gäste aus nah und fern
Kaiserin Auguste Victoria kam zum Beispiel mit Reichskanzler Otto von Bismarck, der österreichische Kaiser Franz Josef I. hatte natürlich seine Sisi dabei und dann waren da unter anderem auch Max Littmann, Friedrich von Hessing und Theodor Fontane zu sehen. Langsam schritten zudem König Ludwig III. und Maximilian II. vorbei und grüßten würdevoll nach beiden Seiten, wie das Mejastäten eben tun.
Hie und da mischten sich weitere prunkvoll gewandete Gäste, zum Beispiel aus Bad Schwalbach, Osnabrück und Velten, unter die flanierenden Könige, Kaiserinnen, Literaten und Baumeister. Und am Sonntagnachmittag tauchten plötzlich Volker Heissmann und Martin Rassau wie aus dem Nichts im Kurgarten auf und interessierten sich sehr für die historischen Persönlichkeiten. Auf die Namen "Waltraud" und "Mariechen" wollten sie aber diesmal nicht so recht hören, wenn Gäste sie ansprachen. Sie würden an diesem Sonntag ein Ehepaar mimen, ließ Heißmann verlauten. Mehr nicht.
Geschichte zum Sehen und Hören
Doch zurück zu Rakoczy: Täglich gab's drei Führungen für all diejenigen, die unbedingt mehr über Bad Kissingens reiche Bad- und Baugeschichte wissen wollten. Die seinerzeit vielbeachteten Baumeister Balthasar Neumann (Otmar Lutz), Max Littmann (Erwin Full) und der Bad Kissinger Apotheker Georg Anton Boxberger (Erwin Back) warteten nicht nur mit Fakten zur Geschichte auf, sondern hatten auch so manche Anekdote auf Lager.
Das Wetter spielte weitgehend mit. Nur am späten Samstagnachmittag, kurz nachdem die historischen Persönlichkeiten sich öffentlich gezeigt hatten, setzte plötzlich starker Regen ein. Nichtsdestotrotz gaben sich später die Jets gewohnt meisterhaft im Innenhof des Luitpoldbads die Ehre - und, wie man hörte, wurde am Samstagabend auch andernorts noch kräftig gefeiert. Am Sonntagabend war dann die Band Kojak im Luitpoldbad-Innenhof an der Reihe.
Randale im Luitpoldpark
Nach Wahrnehmung von Thomas Lutz, Organisationsleiter fürs Rakoczyfest bei der Stadt Bad Kissingen, waren die Gäste größtenteils "sehr vernünftig" und standen beispielsweise für Getränke ordentlich im Abstand an, sagte er am Sonntagabend. Auch in der Innenstadt sei, dank zahlreicher Helferinnen und Helfer, alles gut gelaufen. Nur in der Peripherie, das heißt im Luitpoldpark, habe es Samstagnacht etwas Randale gegeben, sagte Lutz.
Jugendliche hätten zum Beispiel Blumentöpfe der Spielbank-Anlage in der Saale versenkt. Es seien nur ein paar Personen gewesen, aber die hätten eben Schaden angerichtet. "Man muss einfach an diese Jugendlichen appellieren. So etwas geht gar nicht." Die Verantwortlichen der Spielbank seien bei solchem "Vandalismus" die Leidtragenden, denn alles müsse wieder aufgeräumt und in Ordnung gebracht werden, so Lutz weiter. Und das, obwohl man sich gerade an der Spielbank sehr viel Mühe gegeben habe, den Gästen ein angenehmes und dem Hygienekonzept angepasstes Ambiente zu bereiten. "Da müssen jetzt Grenzen gesetzt werden."