Max Littmann hat Bad Kissingen Großes hinterlassen. Das klingt nach billiger Lobhudelei, ist aber die reine Wahrheit. Und das sogar in mehreren Hinsichten. Max Littmann (1862-1931) war ein Stararchitekt seiner Zeit. Ihm hat man nicht nur große, sondern auch bedeutende Projekte anvertraut. Um das Trinken durfte er sich im Auftrag der Wittelsbacher in Bayern sogar besonders verdient machen. Er ist der Architekt des Hofbräuhauses und der größten Wandelhalle Europas. Das Hofbräuhaus steht in München, besagte Wandelhalle mit 3000 Quadratmetern Fläche und 90 Metern Länge in Bad Kissingen. Sie ist jetzt 100 Jahre alt.
Den runden Geburtstag dieses Sinnbilds einer Zeit, als die Kur noch Privileg der Hochwohlgeborenen und Bad Kissingen deren mondäner Treffpunkt war, feierte die Staatsbad GmbH am Sonntag mit einem Festakt und einem ökumenischen Gottesdienst. Vermutlich war das sogar nur ein Vorgeschmack auf noch Größeres in zwei Jahren. Da folgt der 100. Geburtstag des Regentenbaus. Er zählt für Denkmalschützer zu Littmanns Hauptwerken.
Die Festredner sparten aber bereits bei der Wandelhalle nicht mit Lobeshymnen. Pfarrer Jochen Wilde würdigte die „Schönheit und Erhabenheit“ des seinerzeit bautechnisch höchst fortschrittlichen Eisenbetonbaus. Sein katholischer Kollege Thomas Keßler attestierte der Wandelhalle, sie erfülle „die Sehnsucht nach Weite“, und auch danach, „nicht eingeengt zu sein“.
Kurdirektor Gunter Sauer sprach von einem „einmaligen Juwel“. Oberbürgermeister Kay Blankenburg und Landrat Thomas Bold stellten unter anderem die Bedeutung dieses Gebäudes für Bad Kissingens historischen Erfolg als Bad und seinen Status als bekanntester Kurort Deutschlands heraus.
Egon Johannes Greipl, Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, reihte die Wandelhalle unter die Zeugen jener Zeit ein, als Staaten im europaweiten Wettbewerb mit ihren Bädern Staat machten. Als Festredner zum 100-Jährigen der Wandelhalle bot er ansonsten einen Rundgang durch die Jahrtausende währende Geschichte des Badewesens unter besonderer Berücksichtigung der Erotik. Im September, kündigte Greipl darüber hinaus an, werde Bad Kissingen mit der zentralen Veranstaltung Bayerns zum Tag des offenen Denkmals erneut als Standort historischer Bausubstanz im Mittelpunkt stehen.
Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im Finanzministerium, blickte im Namen des Eigentümers ein bisschen in die Zukunft des Gebäudes, das dem Freistaat gehört. Er sicherte dem Oberbürgermeister zu, dass die Staatsregierung der Verantwortung für ihre örtlichen Bestände an historischer Architektur weiter gerecht werden wolle, wenn auch in Partnerschaft mit der Stadt.