Dass die Zahl der Corona-Neuinfektionen zum Herbst hin wieder ansteigt, sei zu erwarten gewesen, sagt der ärztliche Leiter des Bad Kissinger Impfzentrums, Dr. Ralph Brath, im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn die Leute halten sich nun wieder mehr in Innenräumen auf und Infizierte könnten das Virus leichter übertragen.
"Die Quote der nicht Geimpften im Landkreis ist auch nicht gerade gering", sagt Brath und meint damit, dass das Virus auch hier leichtes Spiel hat. Überdies stellte er fest, dass manch einer inzwischen die Hygienemaßnahmen nicht mehr so richtig verinnerlicht hat. "Ich muss auch meine Patienten des Öfteren ermahnen."
Angesichts der Tatsache, dass die 7-Tage-Inzidenz im Kreis jetzt, Anfang November, eigentlich schon so hoch ist wie im Dezember 2020, könne man durchaus das Schlagwort von der "Pandemie der Ungeimpften" anwenden. Dennoch seien freilich auch etliche Geimpfte unter den neu Infizierten, räumt Brath ein. Denn auch als Geimpfter kann man das Virus bekanntlich weiter tragen.
Dass das Bad Kissinger Impfzentrum nicht, wie in manchen anderen Städten und Landkreisen, geschlossen wurde, wird sich, laut Brath, wohl jetzt auszahlen. Der Freistaat hatte nämlich vor einiger Zeit vorgeschlagen, die Impfzentren zeitweise zu schließen und erst bei Bedarf wieder hochzufahren, erzählt der Allgemeinmediziner. "Wir wollten den Tattersall aber offenhalten, weil zu erwarten war, dass wir ihn weiter brauchen." Aktuell finden dort nur an zwei Tagen in der Woche Impfungen statt. In jüngster Zeit sei die Nachfrage etwas gestiegen.
Booster-Impfungen sind momentan gefragt
In erster Linie verabreichen die Ärztinnen und Ärzte im Impfzentrum momentan sogenannte Booster-Impfungen. Erstimpfungen würden eher selten nachgefragt, sagt Brath. Wer also eine solche Auffrischungsimpfung will, kann ins Impfzentrum kommen. Sollte die Nachfrage in den kommenden Wochen dort größer werden, kann der Betrieb auch hochgefahren werden, erklärt der ärztliche Leiter.
Man kann sich die Drittimpfung aber auch beim Hausarzt abholen oder in den Impfbus des Landkreises kommen. Auffrischungsimpfungen werden von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen für Menschen über 70 Jahre, für Personen, deren Zweitimpfung mindestens sechs Monate zurückliegt, für Berufstätige, die nah am Menschen arbeiten und für Personen, deren Immunsystem aus verschiedenen Gründen schwach ist, zählt Brath auf.
Vorsorge in Seniorenheimen treffen
In den Altenheimen sind die Hausärzte bereits seit längerem dabei, die Seniorinnen und Senioren, die eine Impfung wollen, zu versorgen. Brath: "Da müssen wir jetzt schnell durchimpfen, um vorzubauen."
Brauchen wir jetzt im Winter wieder strengere Corona-Regeln? Brath ist sich da nicht ganz sicher. Eigentlich müsste es, seiner Ansicht nach, ausreichen, wenn man die bestehenden Regeln einhält. Denn um das Coronavirus in Schach zu halten, "müssen wir uns diesen Winter noch alle gemeinsam anstrengen."