
Der Deutsche Bauernkrieg jährt sich 2025 zum 500. Mal. Münnerstadt spielte damals, zwischen April und Juli im Jahr 1525, eine bedeutende Rolle. Der Bildhäuser Haufen, eine Vereinigung von aufständischen Bauern, Handwerkern und anderen Bürgern, entstand in einem Münnerstädter Schenkhaus. Zeitweise hatten sich bis zu 7000 Aufrührer zusammengeschlossen.
"Es gab eine große Unzufriedenheit der einfachen Bevölkerung, weil Einzelne immer mehr in das Leben der Menschen eingegriffen haben", so Nicolas Zenzen. Der 49-Jährige leitet das Henneberg-Museum in Münnerstadt, das bis zum 19. Oktober 2025 in einer Ausstellung die Perspektive der Aufständischen auf den Bauernkrieg im Henneberger Land beleuchtet.

"In den wenigen Wochen, die es gedauert hat, haben die Bauern nahezu die gesamte Region unter ihre Kontrolle gebracht", sagt Zenzen. Die Geschichte des Bildhäuser Haufens erzählt in fünf Akten:
1. Aufbruch: Aufrührer übernehmen die Kontrolle über Münnerstadt und das Kloster in Bildhausen

In einem Schenkhaus in Münnerstadt treffen sich am 9. April 1525 Bauern und Handwerker aus der Stadt und näheren Umgebung. Angestachelt durch die zunehmenden Aufstände im Land beschließen auch die Münnerstädter, sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen. Am 12. April übernehmen die Aufrührer die Kontrolle über Münnerstadt und ziehen mit mehr als 300 Mann nach Bildhausen. Dort übernimmt die Gruppe das Kloster kampflos, die meisten der Mönche fliehen. Der Bildhäuser Haufen ist geboren.
2. Zuwachs: Vom 16. bis zum 23. April 1525 wächst der Bildhäuser Haufen rapide an

In den nächsten Tagen erhalten die Aufständischen in Bildhausen steten Zulauf, sie organisieren sich immer besser und fordern sämtliche Ortschaften in der Region auf, sich anzuschließen. Viele andere Gruppen verbrüdern sich mit den Bildhäusern. Der Zulauf ist bis zum 23. April 1525 so groß, dass das Klostergelände die Menschen nicht mehr fassen kann. Das Lager wird auf den nahen Petersberg verlegt.
3. Ernüchterung: Als die Gegenwehr sich formiert, haben die Bauern keine Chance mehr

Schon in Bildhausen kommt es immer mehr zu Meinungsverschiedenheiten und Unmut unter den Bauern. Im Henneberger Land überschlagen sich die Ereignisse, die Aufständischen ändern ob der ständig neuen Nachrichten immer wieder ihre Ziele. Zunächst will der Bildhäuser Haufen sich dem Zug auf Würzburg anzuschließen, schon in Münnerstadt entscheiden die Bauern sich um und ziehen in Richtung Mellrichstadt, um einen Tag später doch wieder Würzburg anzusteuern.
Allerdings verlieren die Bauern ihr Ziel aus den Augen. Von Schweinfurt aus ziehen sie weiter in Richtung Haßfurt und plündern etliche Burgen, um zu Proviant und Waffen zu kommen. Währenddessen erleiden die Thüringer Bauern bei Frankenhausen eine vernichtende Niederlage, ein schwerer Schlag für die Aufrührer in der Region. "Der Gegenseite war zunächst nicht auf Krieg vorbereitet", so Nicolas Zenzen. "Als die Gegenwehr sich dann wirklich formiert hatte, hatten die Bauern keine Chance."
4. Niederlagen: Bei Dreißigacker sterben 240 Bauern, zwei Tage später ist der Krieg beendet

Die Aufrührer erleiden Niederlage um Niederlage. Der Bildhäuser Haufen ist inzwischen gen Meiningen gezogen, weil dorthin auch die Armee des sächsischen Kurfürsten aufgebrochen ist. Bei Dreißigacker kommt es zum Gefecht um die Stadt, die Bauern sind deutlich unterlegen. Mit einer Bilanz von 240 Toten und mehreren Hundert Verletzten ziehen sie sich zurück.
Zwei Tage später ergibt sich die Stadt Meiningen dem Kurfürsten. Die Aufständischen werden entwaffnet, die Anführer ausgeliefert. Der Bildhäuser Haufen ist als letzte Bauernarmee besiegt, der Bauernkrieg ist am Pfingstmontag, dem 5. Juni 1525, beendet.
5. Zerschlagung: Die Anführer werden hingerichtet, die Ideen der Bauern aber leben weiter

In den Wochen danach erlangt der Fürstbischof die Kontrolle über die Region zurück. Unter Annahme harter Bedingungen müssen sich ihm alle Ortschaften erneut verpflichten. Rädelsführer werden in vielen Orten hingerichtet. Auch in Münnerstadt: Am 3. Juli 1525 werden die Hauptmänner des Bildhäuser Haufens, Hans Schnabel und Hans Schar, sowie der Schultheiß Heinrich Klumpfuß enthauptet.
"Die Regeln wurden danach erst einmal viel strenger", ordnet Nicolas Zenzen die Folgen des Aufstands ein. Aber: "Der Funke war quasi gelegt. Der Gedanke war in der Welt und hat sich spätestens mit der Französischen Revolution (1789 bis 1799, Anm. d. Red.), als es im Prinzip ja um die gleichen Ideen ging, durchgesetzt. Es hat nur noch einmal fast 300 Jahre gedauert."