„Der hervorragendste Philologe“
Laut dem Altphilologen Friedrich Stählin war Camerarius der „hervorragendste deutsche Philologe des 16. Jahrhunderts“. Der gebürtige Bamberger hatte an der Universität Erfurt 1521 Freundschaft mit Melanchthon geschlossen. 1522 wurde Camerarius zum Professor für Rhetorik ernannt. Später ging er als Rektor ans Egidiengymnasium nach Nürnberg, als Gräzistik-Professor nach Tübingen – schließlich als Rektor und Universitätsreformer nach Leipzig.
„Er war kein Theologe und fällt somit durch das Raster, obwohl er sich mit Fragen der Reformation beschäftigt hat“, sagt Philologieprofessor Thomas Baier, einer von drei Leitern des Projekts. Genauso wenig sei Camerarius Mediziner oder Dichter gewesen, auch wenn er sich für Pharmakologie interessierte und viele Gedichte schrieb. Auf alle Fälle aber sei er ein „enormer Netzwerker und Organisator“ gewesen, der mit führenden Gelehrten seiner Zeit in Kontakt gestanden habe.