Welchen Stellenwert hat denn die alltägliche Freundlichkeit für die Gesellschaft? Ist sie eine Art Kitt?
Böckler-Raettig: Erst mal funktioniert unsere Gesellschaft auch ohne ganz gut: Wir haben Gesetze, die unfreundliches Verhalten wie Diebstahl bestrafen. Und es gibt soziale Normen wie das Aufstehen für ältere Menschen im Bus oder dass man für Geschenke irgendwann etwas zurückgibt. Freundlichkeit im Alltag ist also nicht lebensnotwendig. Aber sie macht das Leben leichter und schöner und sie tut uns auch noch selber gut.
Was ist denn eigentlich dran, an regionalen Unterschieden: Sind die Unterfranken wirklich unfreundlicher als die Rheinländer?
Böckler-Raettig: Ich glaube nicht, dass die Menschen unterschiedlich freundlich sind. Es sind wohl eher die Gewohnheiten, die in bestimmten Regionen den Normen entsprechen. Für uns wirken Berliner vielleicht schnippisch, sie finden uns Süddeutsche dafür möglicherweise verkniffen. Aber wenn es wirklich darauf ankommt, sich für andere einzusetzen, dann würden wahrscheinlich alle gleich reagieren. Foto: Daniel Peter