Wie selbstlos ist Freundlichkeit gegenüber anderen eigentlich tatsächlich?
Böckler-Raettig: Das ist eine sehr spannende und auch sehr alte Frage. Man geht in der Psychologie von verschiedenen Motiven für prosoziales Verhalten aus: Man kann anderen helfen, um Anschluss zu finden oder auch um einen guten Ruf zu erwerben. Und die Neurowissenschaften zeigen, dass unser Gehirn uns für unsere Freundlichkeit belohnt: Bestimmte Areale, die wir als Belohnungszentrum kennen, sind aktiviert, wenn wir teilen. So selbstlos scheint es also nicht zu sein. Das heißt aber nicht, dass wir Maschinen und nur nett sind, weil wir belohnt werden. Wir dürfen nicht vergessen, wie wichtig Altruismus und Hilfsbereitschaft für unsere Gesellschaft sind und wie schwierig – wenn beispielsweise Menschen bei SeaWatch ihren Urlaub auf dem Meer verbringen, um andere zu retten. Das muss gefördert werden, das passiert nicht einfach so.