Nach einem halben Therapiejahr begann sich der Mann, der ein Kind missbraucht hatte, zu öffnen. Er begann, von sich zu erzählen. Davon, wie schlecht es ihm selbst als Kind ergangen war. Das führte nicht zu Selbstmitleid. Er begriff vielmehr, was er seinem eigenen Kind angetan hatte. Und empfand tiefe Reue.
Nicht nur die Einzeltherapien helfen, dass die Delinquenten rückfallfrei bleiben. Auch die in den vergangenen Jahren aufgebauten Gruppen tragen zur Prävention bei. Es gibt inzwischen eine Gruppe für ältere Männer, eine für Männer, die wegen Kinderpornografie straffällig wurden, sowie eine Gruppe, in der Männer in prekären Lebensumständen lernen, zu kochen und einen Haushalt zu führen. „Wir haben nicht wenige wohnungslose Klienten“, sagt Goesmann.
Gerade mit Blick auf jene Klienten, die in Obdachlosenunterkünften leben, würde sich Anna Goesmann wünschen, dass es in Würzburg eine betreute Wohngemeinschaft für Sexualstraftäter gibt. In anderen Städten wurden solche WGs etabliert. Betreutes Wohnen würde helfen, das Rückfallrisiko weiter zu minimieren. „Obdachlosenunterkünfte bieten für niemanden ein gutes Wohnumfeld“, so Goesmann: „Schon gar nicht für Sexualstraftäter.“