Erzählt Anna Goesmann, was sie beruflich macht, hört sie meist: „Das könnte ich nie.“ Seit mehr als fünf Jahren therapiert sie Sexualstraftäter. Für Goesmann ist die Arbeit, die sie in der Würzburger Fachambulanz des diözesanen Caritasverbands leistest, wichtig, sinnerfüllend und vor allem: erfolgreich. Das belegt auch ein Evaluationsbericht, der vor kurzem von Experten der Uni Ulm angefertigt wurde. Demnach hilft die Fachambulanz in hohem Maße, Rückfälle zu verhindern.
Sich für Sexualstraftäter zu engagieren, war jahrelang ein ziemlich abwegiger Gedanke. Kaum eine Straftätergruppe ist so stigmatisiert wie Männer, die eine Frau vergewaltigt haben, oder Väter und Mütter, die sich an ihrem Kind vergingen. Es gibt auch niemanden bei der Würzburger Fachambulanz, der solche Delikte entschuldigen würde. Doch das Team um Anna Goesmann, das seit Februar 2011 zu 356 Sexualstraftätern Kontakt hatte, lernte in den vergangenen Jahren, Sexualstraftäter zu verstehen.