Wo Jahrhunderte lang an- und umgebaut wird, werden Teile eins, die nie füreinander bestimmt waren. Die Ratskapelle, lange ein Ort des Gebets, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein Teil des Ratskellers, ein Ort des Schmausens. Als der Stadtrat sie 1359 bauen ließ, war sie frei gestanden. Wer aufpasst auf seinem Gang in die Ratskapelle, bemerkt den kunstvoll behauenen grauen Eckstein, der aus der Urzeit der Kapelle stammt.
Morgen, am Sonntag, 6. März, führen der Ratskellerwirt und Dutzende Würzburger Gästeführer durch den Grafeneckart. Die Neugierigen werden zahllose Geschichten hören und Details sehen, die ihnen – wenn sie überhaupt schon einmal hier waren – nie aufgefallen sind.
Ein Gesicht im Sternenhimmel ...
Im ersten Stock, um 1200 fertiggestellt, liegt die gute Stube der Stadt, der Wenzelsaal. Das Deckengewölbe ist ein Sternenhimmel, und wer genau hinschaut, angeleitet von den Gästeführern, sieht Gesichter, wo er nie welche vermutet hätte, in einem Schlussstein etwa oder in der Verzierung eines Säulenkapitells.