Viel in den jungen Mann investiert
Der Firma Metz war er willkommen. Die Würzburger Stahl- und Metallbauer haben Nöte, geeignete Auszubildende zu finden. Das Unternehmen ließ Atai ein Praktikum machen, er beeindruckte mit seinem handwerklichen Geschick und bekam einen Ausbildungsvertrag. Weil die Wirtschaft über einen Mangel an Facharbeitern klagt, hat der Bund die „Drei plus Zwei“-Regelung installiert. Flüchtlinge dürfen ohne Asyl fünf Jahre bleiben, für eine dreijährige Lehre und zwei Berufsjahre. Atai, so schien es, war sicher. Dann brach er die Lehre ab. Metz beschäftigte ihn als Hilfsarbeiter weiter und bereitete ihn auf eine Schweißerprüfung vor. Aber seit vergangenem Oktober ist Atai „vollziehbar ausreisepflichtig“.
Um Atais Abschiebung zu verhindern, hat die Firma Metz die Petition an den Landtag gestellt. Im Petitionsausschuss berichtete Prokurist Thomas Baunach, Atai sei ein wertvoller Mitarbeiter gewesen und hätte für den Betrieb noch wertvoller werden können. Das Unternehmen habe viel in ihn investiert. Der Erlangener CSU-Abgeordnete Walter Nussel ging nicht darauf ein. Für ihn wiegt schwer, dass Atai nicht mitgewirkt hat bei der Passbeschaffung. Und wenn Atai wirklich gewollt hätte, hätte er die Ausbildung „bei uns auch durchführen können. Bei uns gibt es genug Deutschkurse“.
Georg Rosenthal, SPD-MdL aus Würzburg, ist zwar kein Mitglied im Ausschuss, durfte aber vortragen: Man müsse Atais Lebensumstände bedenken, die täglichen langen Fahrten zwischen Aub und Würzburg, das Leben im Mehrbettzimmer, die Hürden durch die Fachsprache. Aber aus welchen Gründen Atai die Ausbildung abgebrochen hat, spielt laut Katharina Lang vom Innenministerium keine Rolle. Entscheidend sei, dass er „die Leistung nicht gebracht hat“. Atai, heute 30 Jahre alt, sei als alleinstehender junger Mann, der keiner qualifizierten Arbeit nachgehe, einer derjenigen, die „geeignet erscheinen“ für eine Abschiebung nach Afghanistan.
Aufgeben will die Firma nicht
Einem Bericht des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) zufolge sind Bewohner aus 31 der 34 Provinzen Afghanistans auf der Flucht, die Lage sei dramatisch. Die Evangelische Landeskirche fordert, die Abschiebung in das Land zu stoppen. Fünf Bundesländer schieben derzeit nicht nach Afghanistan ab. Bayern ist nicht darunter. Der Freistaat sei, klagte der Grünen-MdL Martin Stümpfig im Ausschuss, „so streng und so unmenschlich wie kein anderes Bundesland“.