Kürzlich auf einer Flüchtlingsveranstaltung in Würzburg. Die Diskussion des Publikums mit den Podiumsteilnehmern kommt nicht richtig in Gang. Nur wenige Besucher melden sich zu Wort. Erst als die Mikrofone ausgeschaltet sind und sich spontan kleine Gesprächsgruppen bilden, wird es munter im Saal. Warum erst jetzt? „Ich wollte mich öffentlich nicht äußern. Denn man wird ja gleich in die rechte Ecke gestellt, wenn man auch mal was Kritisches über Flüchtlinge sagt“, begründet ein Zuhörer seine Zurückhaltung. Ein Satz, der so oder ähnlich auch von anderen Anwesenden zu hören ist.
Dazu passt das Ergebnis einer Allensbach-Umfrage aus dem Herbst vergangenen Jahres. Das Meinungsforschungsinstitut hat geprüft, wieweit die Bürger Hemmungen haben, ihre Meinung offen zu sagen, ob sie den Eindruck haben, man müsse in Deutschland aufpassen, wenn man sich zur Flüchtlingsfrage äußert. „Und da hatten wir 45 Prozent der gesamten Bevölkerung, die sagten, man muss vorsichtig sein“, erläutert die Institutsleiterin Renate Köcher. Eine Antwort, die man sonst nur in Diktaturen bekomme. „Und das sind ganz normale Bürger, die teilweise SPD-affin sind, teilweise Grün-affin, teilweise CDU-affin. Die auch mit großer Mehrheit nicht ausländerfeindlich sind.“