Gumbrecht: Dass es in einem Jahr eine Palastrevolution gegeben hat und Pence Präsident von Bannons Gnaden ist. Das zweite Horrorszenario wäre, dass Bannon seine eigene Partei gründet, so etwas wie die amerikanische Nazi-Partei in den Dreißigern, und großen Zulauf bekommt. Aber das ist nicht meine Prognose, das ist nun schon immer mehr freie Fiktion. Ist es nicht interessant, dass wir auf diesen Präsidenten, den wir uns alle nicht vorstellen konnten, jetzt mit Fiktionen reagieren?
Gumbrecht: Ich gehe da sehr weit. Obama wird als einer der ganz großen Präsidenten in die Geschichte eingehen. Auch, weil er vermieden hat, als erster schwarzer Präsident die Rechte der Minderheiten, vor allem der Afroamerikaner, zum zentralsten Punkt seiner Agenda zu machen. Er war nicht in erster Linie der Präsident einer Minderheit, sondern einfach nur ein sehr guter Präsident. Hoch ist ihm auch anzurechnen, dass er nach den acht George W. Bush-Jahren, die das Ansehen der Institution international und national schon sehr ruiniert haben, dem Weißen Haus und der Rolle des Präsidenten wieder eine Würde gegeben hat. Obama hatte Stil. Es gab keinen Moment in den acht Jahren, in denen er und seine Familie nicht Würde gezeigt hätten. Und als irreversible praktische Leistung bleibt die Obamacare, die wirklich etwas verändert hat im Land.