Die Bauuntersuchung in Zusammenarbeit mit Annette Faber vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gab auch Aufschluss darüber, worauf der Erbauer der Ritterkapelle, Fürstbischof Johann II. von Brunn (1411 – 1440) sein Augenmerk gelegt hatte. Beim Anblick der Sakristei kommt Restaurator Wald ins Schwärmen. Sie sei der älteste Raum der Ritterkapelle, „rein Brunn“. Er erkennt feine, qualitätvolle Steinmetzarbeiten. Nicht nur dort. Beim Treppenaufgang zur Empore an der Westseite zeigt sich in dem Konsolkopf der Blendarkaden, dass die Kirche bis ins Detail „großartig angelegt“ war.
Irgendwann ging dem Bauherrn jedoch das Geld aus. Brunn konnte die Kapelle nicht fertigbauen. Der Baustopp muss plötzlich erfolgt sein. So hörten die Steinmetze bei einem kleinen Kapitell, das sich an der Westwand hinter der Orgel befindet, mitten in der Arbeit auf. Brunns Nachfolger änderten zudem das Baukonzept, stellte Johannes Wald bei seinen Untersuchungen fest. Dabei wurde nicht immer darauf Rücksicht genommen, was bereits vorhanden war. Gerade im Bereich der Empore erkennt Wald mehrere Bauabschnitte.
Nahtstelle zwischen Chor und Langhaus
Umfassend waren sicher auch die Veränderungen unter Fürstbischof Julius Echter. Bei ihm standen „liturgische Gründe“ im Vordergrund, sagt Kunstreferent Lenssen. „Echter hat damals das Gnadenbild in die Mitte, an die Nahtstelle zwischen Chor und Langhaus gesetzt und damit die Bedeutung der Kapelle als Wallfahrtskirche hervorgehoben.“ Generell habe Echter in der Gegenreformation die Wallfahrtsfrömmigkeit gefördert. Deshalb sei unter ihm auch das Langhaus zur weiten Halle umgebaut worden, damit viele Menschen Platz und einen freien Blick auf das Gnadenbild haben.