Das Thermometer zeigt 45 Grad. Blauer, wolkenloser Himmel bis zum Horizont. In der Ferne wirbelt Staub auf. Eine Explosion. Schreie, eine zweite Explosion. Männer in Uniform rennen los, verschanzen sich hinter Hauswänden und Ruinen. Es gibt einen Verletzten. Er liegt im Staub und windet sich vor Schmerzen. Die Männer handeln schnell, spurten auf die Straße, packen den Verletzten an den Schultern und schleifen ihn in sichere Entfernung, um ihn erstzuversorgen.
Von den Kameraden erhalten sie Rückendeckung, mit den Waffen im Anschlag wird der Verletztentransport gesichert. „Tak, Tak, Tak“, rufen die Peschmerga, und zielen auf den imaginären Feind. Franz W. aus Wipfeld gibt ein Signal. Die Übung ist beendet. Der vermeintlich angeschossene Soldat steht auf, klopft sich den Staub aus der Uniform.
Das Szenario bedeutet Alltag in einem Ausbildungscamp der Peschmerga außerhalb von Erbil, der Hauptstadt Kurdistans im Nordirak. Der Wipfelder bildet im Rahmen des deutschen Bundestagsmandats kurdische Soldaten im Kampf gegen die IS aus. Die Übung zeigt: Genau so kann der Ernstfall aussehen, an der Front, die nicht mal zwei Autostunden entfernt ist. Der deutsche Hauptfeldwebel ist noch nicht zufrieden. Doch das ist normal, denn die Peschmerga sind hier, um zu lernen: wie man kämpft, wie man sich schützt, wie man eine Strategie entwickelt.