
Das Schwarze Tier kommt leise, es holt mich. Es führt mich in eine Dämmerung hinein. Meine Kraft schwindet, meine Sinne werden taub. Es führt mich weiter in eine nachtschwarze Wüste, da bin ich gefangen. Ich höre nichts, sehe nichts, rieche nichts, schmecke nichts. Ich fühle nichts, ich bewege mich nicht. Ich weiß nicht, ob Tag oder Nacht ist, oder was jenseits der Wüste geschieht. Es ist mir gleichgültig. Mir ist alles gleichgültig. Die Zeit vergeht, ich habe keinen Begriff von ihr.
Die Wüste ist mein Leib. Das Tier kommt aus meiner Psyche. Ich habe eine Depression.
Ich litt lange unter depressiven Verstimmungen, ohne zu wissen, dass ich krank bin. Ich war antriebslos, mutlos, mir fehlte der Schwung. Was ich zuwege brachte, hielt ich für Mist. Ich meinte, ich müsse besser recherchieren, schreiben, zupacken können. Was ich konnte, galt mir nichts, was ich nicht konnte, hielt ich für entscheidend. Ich hatte Angst, den nächsten Termin nicht mehr zu bewältigen. Und hielt das alles für inakzeptable Schwäche, für Disziplinlosigkeit, schimpfte mich einen faulen Sack. Ich, ein Baum von einem Kerl, müsse doch alles mit links erledigen können. Konnte ich nicht.
Früher erboste ich mich über Filmszenen wie diese: Ein Mann steht hinter Gittern, der Schlüssel zur Zelle hängt an der Wand, sein Wächter schläft. Der Gefangene greift nach dem Schlüssel, aber es reicht nicht; sein Arm ist ein, zwei Zentimeter zu kurz. Ich hielt solche Szenen für unrealistisch. Wenn man so nah rankommt, glaubte ich, dann schafft man das letzte Stückchen auch noch.
Ich lernte, dass ich es nicht schaffe.
Meine Arbeit war mir das Wichtigste, meine Beziehungen mussten zurückstehen. Die Bestätigung, dass ich gute Arbeit mache, half nur kurz oder gar nicht. Ich kam...