Die Schreiber der „Leipziger Drogenkunde“ fanden im 15. Jahrhundert deutliche Worte: „Die Kraft des Hafers besteht darin, dass er in sanfter Weise die harten Eitergeschwüre laxiert und auflöst und die Fiesteln, die bei den Augen sind und auch den Schorf. Wenn du dem Patienten ein Pflaster mit dem Mehl von Hafer machst, heilt es den Schorf und löst die harten Geschwüre auf.“ Wie vorzugehen sei, schrieben die Kundigen in dem großen Kräuterbuch auch: „Man drückt dazu den Saft des Hafers aus und vermengt ihn mit Mehl und lässt das trocknen.“
Wenn es juckt und schmerzt: Gut für die Haut
Für die Haut also sollte der Hafer gut sein. Den antiken Ärzten war Avena sativa zwar schon bekannt gewesen. Doch erst die mittelalterliche Klostermedizin schenkte dem Hafer größere Beachtung. Verschiedene Kräuterbücher und Rezeptsammlungen empfahlen, den Hafer für erweichende Umschläge bei Geschwüren zu nutzen. Und Hildegard von Bingen schrieb dem Süßgras eine wärmende Wirkung zu. Überhaupt schien die Äbtissin den Hafer zu schätzen: Sie empfahl ihn als nervenstärkendes Mittel und lobte, bei Schwächezuständen, den Nutzen der Haferflocken.