Fassungslos standen die Würzburger vor dem Trümmerhaufen. Die intakten Dommauern waren seit dem 16. März 1945 ein Symbol und Zeichen der Hoffnung gewesen. Sie standen noch – und standen für den Wiederaufbau in der zerstörten Stadt.
Und jetzt alle Bemühungen vergebens?
„Das konnte mit dem Dom nicht gut gehen“, erinnerte sich der damalige „Schuttkaplan“ Peter Pretscher später. „Im Innern des Domes tropfte es von den Gewölben. Immer wieder fielen Stuckteile von der Decke. An den Pfeilern der Nordwand platzten Steinbrocken ab. Der Dom war in Gefahr.“
Im Ruhestand schrieb Pretscher auf, wie er den 20. Februar 1946, den Einsturz, erlebte. Mitten in der Nacht habe er von seiner Schlafstatt, einer Kammer in einer Beichtzelle in der Kirche der Erlöserschwestern, ein lautes Poltern gehört. Eine Ruinenwand sei eingestürzt, vermutete er. An den Dom dachte er nicht. Im Morgengrauen zog der Kaplan mit den Erlöserschwestern und Ministranten vom Mutterhaus in der Ebracher Gasse zur Domkapelle. „Beim Eintritt in den Kreuzgang fielen die hellen Fenster der Südwand des Domes auf“, schrieb er in seinem Bericht. Ein Ministrant lief ins Gotteshaus – und kam mit erschreckender Nachricht zurück: Das Hauptschiff hatte kein Gewölbe und kein Dach mehr: „Alles liegt durcheinander im Dominnern!“