Wenige Stunden später stürzt „unter donnerndem Krachen“, wie Ohrenzeugen später berichten, die Wand des nördlichen Hochschiffs ein. Die Mauern und Pfeiler des Kiliansdoms hatten das neue, eigentlich leichtere Dach nicht mehr tragen können. Aus übrig gebliebenem U-Boot-Stahl war die Tragekonstruktion im Winter 1945/1946 entstanden. John Davis Skilton, der amerikanische Kunstschutzoffizier, hatte es geschafft, dass Eisen aus Rüstungsbeständen für das Gotteshaus freigegeben wurde. Die Würzburger Stahlfirma Noell nämlich hatte bis 1944 Teile von Unterseebooten gebaut. Und als der Dom nun ein neues Dach brauchte, war es ausgerechnet der zweieinhalb Zentimeter dicke Spezialstahl, der das verbrannte, schwere Holz ersetzte.
Das Eisen aber war nicht verantwortlich für das Unglück. Zu fragil war die Dom-Ruine gewesen, ihre Mauern ruhten nicht auf Fels, sondern auf aufgeweichtem, feuchten Untergrund. Und die massiv wirkenden Säulen sahen zwar heil und stabil aus, waren aber hohl. Und gefüllt mit einem Gemisch aus Schotter und Kalk.