Viele mittelständische Unternehmen auf dem Land sehen langsames Internet als Hemmnis für ihr Geschäft. Wie unbefriedigend die Situation in Volkach (Lkr. Kitzingen) ist, machte Axel Scheuring deutlich, Geschäftsführer der eology GmbH. Eigentlich sei Volkach ein Super-Standort, so Scheuring. Doch die 30 Mitarbeiter des Online-Marketing-Spezialdienstleisters leiden vor allem unter den geringen Upload-Kapazitäten am Firmensitz, auch sei die Sprachqualität der „maximal acht Telefonate gleichzeitig“ oft frustrierend. „Unsere tägliche Arbeit könnte durch eine mobile Highspeed-Netzabdeckung auf UMTS und LTE-Standard wesentlich effizienter sein.“
Scheuring sagte das Mitte Dezember anlässlich eines Gesprächs, zu dem die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) geladen hatte. Die Wirtschaft brauche noch mehr Tempo beim Breitbandausbau, brauche schnellere Verbindungen „bis in den letzten Gutshof“, plichtete Michael Bischof bei, Geschäftsführer der vbw-Bezirksgruppe.
Söder bringt Faktenblatt Breitband Unterfranken in Umlauf
„Superminister“ Markus Söder (CSU) bläst ins gleiche Horn, verstärkt, seit der Mittelfranke auch Bayerns Heimatminister ist. Söder weiß, wie segensreich schnelles Internet für den jeweiligen Standort ist. Er weiß natürlich auch, wie segensreich sich Erfolgsmeldungen auf seine weitere Karriere auswirken können. Er weiß ferner, dass große Erwartungen schnell in große Enttäuschung umschlagen können.
Söder muss liefern. Mit Datum 2. Februar 2017 hat er ein neues „Faktenblatt Breitband Unterfranken“ in Umlauf gebracht. Zitat Söder: „Das bayerisches Breitband-Förderprogramm ist eine Erfolgsgeschichte und einzigartig in Deutschland. Bayernweit sind über 96 Prozent aller Kommunen im Förderverfahren, über 500 Kommunen durchlaufen das Verfahren ein zweites oder drittes Mal.“
Bayern setzt verstärkt auf den Ausbau mit Glasfaserkabeln
Aber zu den Fakten, wie sie das Ministerium für Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat bereitstellt. Demnach stehen für die Förderung des Breitbandausbaus in Bayern 1,5 Milliarden Euro bereit, rund 550 Millionen Euro wurden beziehungsweise werden seit 2013 investiert. Bayern setzt auf Glasfaserausbau, verspricht das Papier. Aktuell werden im Förderverfahren mehr als 580 000 bislang unversorgte Haushalte an das schnelle Internet angeschlossen, davon 49 000 „sogar mit Glasfaser bis ins Haus“. 96 Prozent der bayerischen und auch der unterfränkischen Gemeinden seien im Förderverfahren, bilanziert Söders Haus, seit Ende 2013 habe man im Freistaat 900 000 Haushalte an das schnelle Internet angeschlossen.
Da aber Schönfärberei ebenso wenig seriös erscheint wie Schwarzmalerei, hat Söder „Nachsteuerbedarf“ erkannt. Einmal sieht er besondere Herausforderungen in Gemeinden mit vielen Streusiedlungen, in Unterfranken betrifft das besonders den Landkreis Haßberge. „Hier wollen wir über einen Höfebonus eine möglichst hohe Flächendeckung erreichen“, zitiert die Mitteilung den Minister. Es solle einen hohen Anteil direkter Glasfaseranschlüsse in die Häuser geben, verspricht das Papier, und keine Kommune müsse deswegen mit der Kürzung ihres Förderhöchstbetrages rechnen.
Und dann sind da noch die Gewerbegebiete: „Unternehmen benötigen jetzt schon direkte Glasfaseranschlüsse und höhere Bandbreiten als 30 Megabits/Sekunde, „so Söder „damit sie im globalen Wettbewerb nicht den Anschluss verlieren.“ Nach EU-Vorgaben dürfe man hier aber nicht nicht einfach (flächendeckend) fördern.
Söder fordert die EU-Kommission „dringend“ auf, ihre „restriktiven“ Leitlinien aus dem Jahr 2013 anzupassen. Bis es so weit ist, läuft die „Gigabit-Initiative“: Der Freistaat will der Kommission anhand von Modellprojekten aufzeigen, dass es konkreten Bedarf für weiteren Glasfaserausbau gibt. Die „ausgewählten Gewerbegebiete“ werden gerade gesucht. Söder: „In Unterfranken sind wir schon im Gespräch mit der Gemeinde Kleinostheim im Landkreis Aschaffenburg“.
Die bayerische Wirtschaft wird das freuen. Wie sagte doch vbw-Bezirksvorsitzender Wolfgang Fieber schon im Dezember: Die bayerischen Aktivitäten beim Breitbandausbau seien vorbildlich.