
Fieberkrämpfe, Bronchitis, Lungenentzündung: Immer mehr Kinder müssen derzeit wegen Grippe im Krankenhaus behandelt werden. "Die Welle ist deutlich stärker als letztes Jahr", bestätigt Prof. Johannes Liese, Leiter des Bereichs Infektiologie an der Kinderklinik der Würzburger Uniklinik. Pro Woche würden allein im ambulanten Bereich 100 bis 200 kleine Grippe-Patienten betreut, "davon nehmen wir etwa zehn Prozent stationär auf".
Die Folge: "Die Infektionsstationen sind ausgelastet" – an der Uniklinik Würzburg genauso wie in anderen Krankenhäusern in Unterfranken.
Laut Liese stecken sich aktuell sowohl jüngere als auch ältere Kinder mit Influenzaviren an. Schulkinder könnten meist ambulant versorgt werden, stationär aufgenommen würden an der Uniklinik vor allem Kleinkinder unter sechs Jahren.
RKI meldet im Wochenbericht: Höhepunkt der Grippewelle wohl erreicht
Die Situation in Unterfranken spiegelt die bundesweite Lage. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie kamen Mitte Februar rund viermal so viele Kinder mit einer Grippe in große Kinderkliniken in Deutschland als noch Mitte Januar.
Das Robert Koch-Institut (RKI) geht derzeit bundesweit von etwa 7,5 Millionen akuten Atemwegserkrankungen aus. Damit scheine "der Höhepunkt der Grippewelle" erreicht zu sein, heißt es im aktuellen RKI-Wochenbericht. Influenza-Erkrankungen würden in allen Altersgruppen verzeichnet. Die Zahl schwerer Atemwegserkrankungen mit Krankenhauseinweisung bei Schulkindern sei bundesweit zwar leicht gesunken. Sie bleibe aber "auf einem sehr hohen Niveau, vergleichbar zu den Höchstwerten aus den beiden Vorsaisons".
Leopoldina-Krankenhaus und Missio: Zahl grippekranker Kinder steigt stark
Am Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt hat sich der Ansturm kleiner Patienten in den vergangenen Wochen "nochmal deutlich verstärkt", wie Sprecher Christian Kirchner mitteilt. "Unsere Stationen sind teilweise bis ans Limit belegt."
Nahezu alle Grippe-Infizierten würden plötzlich auftretendes, hohes Fieber mit heftigen Gliederschmerzen, Bauchschmerzen und trockenem Husten zeigen, teilweise seien auch die Lungen angegriffen. "Wir bemühen uns stetig darum, weiterhin alle Patientinnen und Patienten in unserer Klinik aufzunehmen", sagt Kirchner.
Ähnlich sieht es am Klinikum Würzburg Mitte (KWM) aus: Die Missio Kinderklinik sei durch die Grippewelle "durchgehend maximal belegt", sagt Chefärztin Prof. Christina Kohlhauser-Vollmuth. Im Vergleich zu 2024 verlaufe die aktuelle Welle stärker. "Auch ambulant stellen sich viele Patienten mit den Symptomen einer Influenza vor, häufig ist die gesamte Familie krank."
Wann Eltern mit dem Kind zum Arzt gehen und was sie tun sollten
Stationär aufgenommen werden müssten Kinder mit schweren Verläufen, zum Beispiel mit einer Lungenentzündung oder nach einem Fieberkrampf. Zudem trete bei manchen Patienten eine Muskelentzündung auf, erklärt die Chefärztin. Die Kinder hätten dann starke Schmerzen in den Waden oder Oberschenkeln und könnten "für einige Tage kaum laufen".
Ab wann sollten sich Eltern Sorgen machen? "Wenn das Kind nicht mehr in der Lage ist, ausreichend zu trinken, dann muss es unbedingt ärztlich gesehen sein", sagt Infektiologe Johannes Liese. Bei Fieber bestehe ein höherer Flüssigkeitsbedarf. Auch bei Atemnot oder starken Muskelschmerzen sollten Eltern "sofort zum Arzt gehen" und bei einem Krampfanfall "immer den Notarzt rufen".
Beginnen würde die Grippe bei kleinen Patienten meist "mit schlagartig starken Glieder-, Rücken- oder Kopfschmerzen", sagt Jürgen Marseille, Obmann des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Unterfranken. Dann trete oft "bellender schmerzhafter Husten" und hohes Fieber "bis deutlich über 40 Grad" auf.
In seiner Praxis in Röttingen im Landkreis Würzburg sehe er "zurzeit circa 20 bis 25 Kinder pro Tag mit Symptomen der Influenza A", sagt Marseille. Für die Kinderarztpraxen sei die Welle bisher handhabbar, teils müssten allerdings Routinetermine verschoben oder abgesagt werden.
Kinderärzte raten zur Grippeschutzimpfung, gerade mit Blick auf Fasching
Sorge bereitet Experten der Blick auf die Faschingstage. Das närrische Treiben könnte die Infektionszahlen weiter nach oben treiben. Aus Sicht von Uniklinik-Mediziner Johannes Liese macht eine Grippe-Impfung auch jetzt noch Sinn, vor allem für Kinder mit einem erhöhten Risiko wie einer chronischen Erkrankung. "Man sollte sich aber beeilen", rät der Kinderarzt.
"Die Grippeimpfung ist vom BVKJ auch bei Kindern und Jugendlichen empfohlen", bestätigt Kinderarzt Marseille. Seiner Meinung nach spricht die Zahl der stationär behandelten Kleinkinder dafür. Nach einer Impfung dauere es allerdings rund 14 Tage, bis der volle Schutz ausgeprägt sei. "Jetzt noch zu impfen, kann eine Infektion in der Nachfaschingswoche verhindern."