
Neben den Sparkassen verstehen sich die Volks- und Raiffeisenbanken (VR) als Geldhäuser für die breite Bevölkerung. Die Präsenz in so vielen Orten wie möglich sei nach wie vor wichtig, hört man aus beiden Richtungen immer wieder.
Das Leid mit den kleinen Filialen
Doch der Kostendruck gerade bei den kleinen Filialen ist mitunter so hoch, dass kein Weg mehr an Schließungen vorbeiführt. Das hat in Mainfranken sowohl bei den Sparkassen als auch bei den genossenschaftlichen VR-Banken in den vergangenen Monaten immer wieder für Schlagzeilen gesorgt.
Trotzdem lief das Geschäft gut
Obwohl in dieser Hinsicht das Ende der Fahnenstange offenbar noch nicht erreicht ist und obwohl generell die Luft wegen Niedrigzins und von der EU auferlegter Bürokratie dünn bleibt – die VR-Banken in Unterfranken fühlen sich kerngesund. Das war eine der Kernaussagen bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Würzburg.
Wind in die Segel haben die 25 eigenständigen VR-Banken in der Region vor allem bekommen, weil es der Wirtschaft gut geht und die Unternehmen Geld brauchen. So stieg 2017 das Volumen der gegebenen Kredite gegenüber 2016 um 4,1 Prozent auf 7,23 Milliarden Euro. „Das hat uns im letzten Jahr stark vorangebracht“, bilanzierte Rainer Wiederer, Bezirkspräsident im Genossenschaftsverband Bayern.
Vor allem die Firmenkunden bringen's
Nach seinen Angaben machten die VR-Banken mit Firmenkunden 5,7 Prozent mehr Geschäft als im Vorjahr. 3,45 Milliarden Euro kamen hier zusammen, bei den Privatkunden waren es 3,65 Milliarden (plus 1,9 Prozent).
Einer der wichtigsten Indikatoren für Wohl und Wehe eines Geldhauses ist die Differenz zwischen erhaltenen und ausbezahlten Zinsen. Dieses Zinsergebnis sank bei den 25 unterfränkischen VR-Banken im Jahresvergleich um insgesamt 3,9 Prozent auf knapp 258 Millionen Euro. Nicht überraschend, dass Wiederer hier den allgemeinen Niedrigzins als Grund nannte. Das Zinsergebnis „ist seit Jahren unter Druck“.
Provisionen federten Minus ab
Abgefedert wurde das Minus durch ein Plus bei den erhaltenen Provisionen um 8,5 Prozent auf 91,7 Millionen Euro. Hinzu komme, so Wiederer, dass die Betriebskosten um 1,3 Prozent auf 230,5 Millionen Euro gesenkt worden seien.
Der Bezirkspräsident meinte hier vor allem zweierlei: Abbau von Stellen und Zusammenlegung von VR-Banken. So ging die Zahl der Mitarbeiter in Unterfranken von 3070 (Ende 2016) auf 2920 (Ende 2017) zurück. Das sei vor allem durch Nichtbesetzung frei gewordener Stellen geschehen, sagte Wiederer.
Wo heuer Fusionen sind
Was die mit Personal besetzten Bankfilialen angeht, so waren es in Unterfranken zuletzt 279 (Ende 2016: 327). Nach den Fusionen von VR-Banken am Untermain sowie im Raum Ebern/Lichtenfels in den vergangenen Monaten wird es heuer mit solchen Zusammenlegungen weitergehen: Wohl im Mai oder Juni werden laut Wiederer die Raiffeisenbanken Volkach-Wiesentheid und Fränkisches Weinland (Nordheim, Lkr. Kitzingen) sowie die Raiffeisenbank Hammelburg mit der VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau zusammengehen.
Dann wird es in Unterfranken statt 25 noch 23 VR-Banken geben. Dass es hier im bisherigen Tempo weitergeht, bezweifelte Wiederer: Das Fusionstempo in der Region „ebbt etwas ab“. Was die Bilanzsumme angeht, sind die Raiffeisenbank Aschaffenburg (2,5 Milliarden Euro), die VR Bank Würzburg (1,9) und die Raiffeisenbank Main-Spessart in Lohr (1,4) die Größten ihrer Art in Unterfranken.
Kernkapital: Sieht gut aus
Einbußen mussten die unterfränkischen VR-Banken 2017 auch hinnehmen, was das Vorsteuerergebnis angeht. Es sank nach Wiederers Angaben von 108,9 auf 107,1 Millionen Euro. Die harte Kernkapitalquote wuchs im Durchschnitt um 0,2 Prozentpunkte auf 16,3 Prozent. Das ist im Branchenvergleich ein guter Wert. Er drückt aus, mit welcher eigenen Kraft Banken einer Krise begegnen können.