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HAMMELBURG/BAD KISSINGEN
Klarer Zeitplan für Bankenfusion
Die Hauptarbeit steht noch bevor. Die Vorstände Jürgen Klubertanz (Hammelburg) und Michael Kaiser (Bad Kissingen) sowie die Aufsichtsratsvorsitzenden Sebastian Hose (Hammelburg) und Hubert Schott (Bad Kissingen) mit wiederum den Vorständen Rainer Geis (Bad Kissingen) und Roland Knoll (Hammelburg) bereiten die Fusion ihrer beiden Genossenschaftsbanken vor.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Die Hauptarbeit steht noch bevor. Die Vorstände Jürgen Klubertanz (Hammelburg) und Michael Kaiser (Bad Kissingen) sowie die Aufsichtsratsvorsitzenden Sebastian Hose (Hammelburg) und Hubert Schott (Bad Kissingen) mit ...
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:16 Uhr

Die Bankenvielfalt im Landkreis schrumpft weiter. Schon seit 2016 stellen sich VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau und Raiffeisenbank Hammelburg auf Vorstands- und Aufsichtsratsebene auf ihre Fusion zur Volksbank Raiffeisenbank Bad Kissingen EG ein. Jetzt präsentierten die Verantwortlichen das Gemeinschaftsprojekt schon mit Zeitplan für die anstehenden Entscheidungen. Ziel sei es, die gute Ertragslage zu stabilisieren sowie das Angebot und das Kreditgeschäft auszubauen.

Bankenfusion ist Schwerstarbeit

Die Zustimmung der Vertreterversammlungen Mitte 2018 vorausgesetzt, soll der Zusammenschluss rückwirkend zum kommenden Jahreswechsel beschlossen werden. „Bankenfusion ist Schwerstarbeit“, sagt Vorstand Roland Knoll zum laufenden Verfahren. Nach den Mitarbeitern werden aktuell die Ortsvertreter bei Versammlungen informiert. Im Oktober beginnt die Projektarbeit in Arbeitsgruppen. Die Ergebnisse sollen im Februar/März den Vertreterversammlungen vorgestellt werden, um die Entscheidung vorzubereiten.

Keine betriebsbedingten Kündigungen

Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Beschäftigte sollen allenfalls über Vorruhestandsregelungen oder Fluktuation abgebaut werden. Für eine Übergangsphase soll es zunächst bei den vier Bankvorständen bleiben.

„Die Chemie zwischen uns stimmt“, bewertet Knoll den Fortgang der Gespräche. Rainer Geis kritisierte die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die den Kostendruck weiter erhöhe. Dazu komme ein erheblicher Aufwand durch die steigende Regulatorik. Gemeinsam sei man dafür besser gewappnet. Geis nennt als Beispiele Synergien durch gemeinsame Geldwäsche- oder Sicherheitsbeauftragte oder Abwicklung der künftig geforderten Aufzeichnung aller Beratungsgespräche im Wertpapiergeschäft.

Kontaktcenter in Oberthulba

Dazu komme der Wandel im Kundenverhalten. Pro Kunde, der leibhaftig die Filiale besucht, seien inzwischen gleichzeitig zehn auf der Online-Präsenz der Banken unterwegs. Dem Trend zum Telebanking soll mit einem Multikontaktcenter im Obergeschoss der Filiale in Oberthulba Rechnung getragen werden. Ein deutlich zweistelliger Mitarbeiterstab soll dort Kunden auch mit Videotelefonie selbst auf dem Sofa daheim nach 19 Uhr noch zu Finanzierungsfragen beraten.

Man habe den Ehrgeiz, schon nach dem dritten Freizeichen einen qualifizierten Bankberater ans Netz zu bringen.

Online präsenter werden

„Wir müssen im Internet und den sozialen Netzwerken präsenter werden“, sagt Rainer Geis. Es gehe auch darum, mehr junge Kunden anzusprechen. Die Ansprüche an eine umfassende Beratung seien heute vielschichtiger. Dafür setze die angestrebte Fusion Mittel frei.

Es werde interne Verlagerungen geben. So sei etwa daran gedacht, die Kreditabteilung in Hammelburg zu konzentrieren. Für die Kunden sollen aber die bisherigen Ansprechpartner präsent sein. Man wolle weiter Gesicht in der Region zeigen.

Geringe Kreditvergabe

„Wir bleiben eine kleine Bank“, sagt Roland Knoll. Achillesferse der Bilanzen sei schon lange die geringe Kreditvergabe der beiden Banken im strukturschwachen Raum. Deswegen müsse man Kundeneinlagen auf dem Kreditmarkt anlegen. Andere Banken können auf eine Kreditauslastung von 80 Prozent verweisen. „Wir wollen mehr Kredite ausgeben“, gibt Knoll als Devise aus. Stärke sei dagegen die Eigenkapitalquote deutlich über dem Verbandsdurchschnitt. Sie eröffne Spielräume, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Weitere Filialschließungen seien nicht geplant.

Keine Vereinnahmung

Der Aufsichtsrat der Hammelburger Raiffeisenbank habe zunächst schon gezögert, als er von den Fusionsplänen hörte, räumt dessen Vorsitzender Sebastian Hose auf Nachfrage ein. Allerdings habe man bei den bisherigen Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass der größere nicht den kleineren Partner vereinnahmen wolle, sondern auf Augenhöhe verhandelt wird. „Wir haben den Eindruck, dass die Spanne der künftige Anforderungen von der Unternehmerberatung bis zur Betreuung des Rentners zum Beispiel in Schwärzelbach mit der fusionierten Bank am besten abgedeckt werden kann“, gibt sich Hose überzeugt.

Zusammenschluss in Zahlen

Die neue VR-Bank Bad Kissingen eG repräsentiert nach dem beabsichtigten Zusammenschluss eine Bilanzsumme von 950 Millionen Euro (bisher 665 Millionen Euro Bad Kissingen/Bad Brückenau und 285 Millionen Euro Hammelburg).

Das betreute Kundenanlagevolumen umfasst 1,35 Millionen Euro (bisher 848 zu 512 Millionen Euro). Kundenkreditvolumen: 452 Millionen Euro (bisher 302 zu 149 Millionen Euro); Eigenmittel: 113 Millionen Euro (bisher 75,3 zu 38 Millionen Euro), Kunden: über 41 300 (25 000 zu 16 300); Mitglieder: über 19 800 (bisher 15 000 zu 4805); Mitarbeiter: 200 (bisher 130 zu 70); Bankstellen: 20 und fünf mit Selbstbedienung (bisher 13/5 zu 7/1). DÜBI

 
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