Vom Zentralverband des deutschen Handwerks hieß es zu Beginn des Jahres, dass viele junge Menschen ein Studium einem Handwerksberuf vorziehen würden. Die Junghandwerker und Junghandwerkerinnen, die man vor wenigen Tagen in der Akademie für Unternehmensführung in Würzburg getroffen hat, haben sich anders entschieden. Mit Erfolg: Im Wettbewerb "Deutsche Meisterschaft im Handwerk - German Craft Skills" sind die insgesamt 46 Gesellinnen und Gesellen aus einem Pool von 130 Gewerken auf Kammerebene geehrt worden.
"Bayern wäre nichts ohne sein Handwerk", sagte bei der Veranstaltung Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). "Es freut mich, dass sich viele junge Leute für eine praktische Berufsausbildung entscheiden." Die Redaktion hat sechs von ihnen gefragt, was man am Handwerk verändern sollte, damit sich in Zukunft noch mehr junge Menschen dafür begeistern können.
Julian Rieling (27) aus Würzburg: "Ich wollte erst etwas anderes machen."
"Ich wollte erst etwas anderes machen. Zuerst habe ich Kaufmann im Einzelhandel gelernt. Am Anfang hat es mir auch Spaß gemacht, bis es nicht mehr so war. Ich habe gemerkt, dass ich irgendwas mit den Händen machen will. Am Ende vom Tag siehst du, was du erschaffen hast und das ist mir sehr wichtig. Der Handwerksberuf ist, glaube ich, zu wenig respektiert. Ich sehe es bei meinem Vater, der seit 30 Jahren eine Autosattlerei hat. Er sucht händeringend Mitarbeiter und es ist total schwer. Wir brauchen mehr Leute und dafür muss sich am Lohn etwas ändern. Ich hoffe, dass mehr junge Menschen anstatt zu studieren, auch einen Handwerksberuf in Erwägung ziehen."
Johanna Vogel (20) aus Schweinfurt: "Es wird zu wenig gefördert."
"Der Weg zum Beruf war eigentlich ein totaler Zufall. Meine Bekannte arbeitet als Augenoptikerin und so bin ich darauf gekommen. Es gefällt mir so weit ganz gut. Zwar hat dieses Handwerk einen guten Ruf, aber es wird viel zu wenig gefördert. Ich denke auch, dass handwerkliche Berufe allgemein zu wenig respektiert werden. Ein Studium hat mittlerweile einen höheren Stellenwert. Aber so etwas Handfestes ist eigentlich super."
Domenik Dellert (18) aus Stadtlauringen: "Ich wollte halt schon immer etwas Handwerkliches machen."
"Ich arbeite als Maler und Lackierer und es gefällt mir gut. Wie ich auf das Handwerk gekommen bin, ist eine schwierige Frage. Ich wollte halt schon immer etwas Handwerkliches machen. In diesem Beruf siehst du am Ende des Tages wirklich, was du gemacht hast. In der heutigen Zeit hat das Handwerk aber ein eher geringes Ansehen. Jedoch wird das in den nächsten Jahren wieder mehr werden."
Josefine Herbert (19) aus Motten: "Man kommt weit."
"Damals in der siebten oder achten Klasse habe ich ein Praktikum gemacht und dann wusste ich es schon: Ich werde Friseurin. Das Handwerk ist heutzutage viel zu wenig angesehen. Es sollte sich auf jeden Fall etwas an der Bezahlung ändern. Natürlich kommt es bei meinem Beruf auch darauf an, wie es in den jeweiligen Salons abläuft. Es gibt Betriebe, da wird das Handwerk nicht wertgeschätzt. Wenn man in einem guten Salon arbeitet, hat man aber eigentlich keine Probleme. Man kommt weit, man wird gut bezahlt, man hat Kontakt zu coolen Personen und das macht einfach Spaß."
Philipp Müller (21) aus Niedernberg: "Ich wollte auch erst ins Büro."
"Ich arbeite als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und bin durch ein Praktikum zum Handwerk gekommen. Das Praktikum habe ich gemacht, um die Bandbreite von dem zu erfahren, was es alles auf dem Arbeitsmarkt gibt. Ich wollte auch erst ins Büro, aber das Handwerk war für mich deutlich besser. Es mach mehr Spaß. Handwerk ist wichtig und es wird immer noch wichtiger, gerade jetzt in dem Beruf, in dem ich arbeite. Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist sehr zukunftsorientiert und sollte noch mehr Ansehen erlangen."
Angie Markert (20) aus Großwallstadt: "Ich mache gerade meinen Meister."
"Ich bin Fleischerin beziehungsweise Metzgerin und es gefällt mir sehr gut. Erst habe ich Fleischereifachverkäuferin gelernt und das war mir noch nicht ausführlich genug. Also habe ich mir gesagt: Ich hänge noch einen Metzger dran. Ich mache gerade meinen Meister. Das Handwerk könnte allerdings mehr Respekt verdienen. Es fehlt an Wertschätzung der anderen Menschen und daran muss sich etwas ändern. Auch beim Lohn. Wenn man sich überlegt, dass jemand im Büro mehr verdient als jemand, der viel körperliche Arbeit verrichtet, ist das ein bisschen unfair. Es hat sich auf jeden Fall schon gebessert, aber es ist noch Luft nach oben."