Der Versandhandel des traditionsreichen Würzburger Modehauses Gebrüder Götz soll erneut in Eigenverwaltung bis zum Sommer saniert werden. Das Unternehmen stellte Ende März beim Amtsgericht Würzburg einen entsprechenden Antrag. Der Geschäftsbetrieb mit Online-Versandhandel und Lagerverkauf werde während des Verfahrens ohne Einschränkung fortgeführt, teilt das Unternehmen mit.
Erst im Jahr 2019 gab die Gebrüder Götz GmbH & Co. KG bekannt, in Schieflage geraten zu sein. Eine zunächst auf zwei Jahre angelegte Sanierung sollte die Krise entschärfen und eine Insolvenz verhindern. 14 Vollzeitstellen wurden abgebaut. Der Rest der Belegschaft musste in vier Halbjahresschritten jeweils auf bis zu 15 Prozent des Gehalts sowie in 2019 und 2020 auf Teile des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes verzichten. Das eingesparte Geld sollte in eine insolvenzgeschützte Versorgungskasse übertragen werden, erklärte Klaus Borst 2019 gegenüber dieser Redaktion. Borst wurde gemeinsam mit Karl-Otto Lang von Götz an Bord geholt, die beiden Manager sollten die Kehrtwende erreichen.
Grund sei eine spürbare Zurückhaltung beim Kaufverhalten der Kunden
Das 1939 gegründete Unternehmen wurde weit über die Region hinaus bekannt als klassischer Katalogversandhändler vor allem für Schuhe. Im Fokus der vergangenen Jahre stand der Ausbau und die Weiterentwicklung des Online-Geschäfts des Unternehmens. Grund für den nunmehr notwendigen Schritt sei die im ersten Quartal 2022 "deutlich spürbare Zurückhaltung beim Kaufverhalten der Kunden aufgrund der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheit, die zuletzt durch die Ukraine-Krise noch einmal verschärft wurden", heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.
Der stationäre Handel sei vom Insolvenzverfahren ausgeschlossen, betont Rechtsanwalt und Sachwalter des Verfahrens, Matthias Reinel, auf Nachfrage der Redaktion. Die Gebrüder Götz GmbH & Co. KG verkaufte ihr Modehaus im Würzburger Stadtteil Zellerau Ende 2020 an die Walter-Gruppe in Westerheim bei Ulm.
"Wir haben die letzten Jahre genutzt, um gemeinsam mit unserem großartigen Team deutliche Fortschritte bei der Transformation von Gebrüder Götz zu einem modernen E-Commerce Händler zu machen", wird Geschäftsführer Oleg Shpigel zitiert. "Mit der stärkeren Anbindung an andere Plattformen und dem Ausbau unseres Geschäfts über den deutschen Markt hinaus wird es uns gelingen, zukünftige Umsatzschwankungen besser kompensieren zu können."
Sein Geschäftsführer-Kollege Frank Beermann fügt an, dass der Versandhandel von Schuhen und Bekleidung "ein stark umkämpftes Marktsegment" sei. "Wir werden das Eigenverwaltungsverfahren nutzen, um unsere Position als starker Online-Händler auszubauen, damit wir unseren Kunden auch weiterhin ein großartiges Angebot an qualitativ hochwertigen Waren zu fairen Preisen anbieten können."