
Es ist in den vergangenen Tagen immer häufiger hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen worden, dass es der Gebrüder Götz GmbH & Co. KG in Würzburg schlecht geht. Am Montag legte die neue Geschäftsführung exklusiv gegenüber dieser Redaktion Fakten auf den Tisch: Eine zunächst auf zwei Jahre angelegte Sanierung soll die seit längerem andauernde Krise entschärfen und eine Insolvenz verhindern.
Kern der Sanierung: 14 Vollzeitstellen werden gestrichen. Außerdem müssen die verbleibenden 455 Mitarbeiter in vier Phasen auf Teile ihres Gehaltes verzichten. Das gesparte Geld will Götz allerdings in einer Versorgungskasse parken, damit es den Beschäftigten später für die Altersvorsorge zur Verfügung steht. Effekt für das Unternehmen: Gebrüder Götz verschafft sich Luft bei der Liquidität, um im Gegenzug vor allem in das Online-Geschäft investieren zu können.
Wer die Sanierer sind
Für die Kehrtwende hat Götz zwei Manager an Bord geholt, die nach eigener Aussage jeweils schon seit gut 20 Jahren als Sanierer diverser Unternehmen unterwegs sind: Klaus Borst (61) und Karl-Otto Lang (66). Sie sitzen seit Mitte vergangener Woche gleichberechtigt mit Firmenpatriarch Peter Götz in der Geschäftsführung. Drei Mitglieder verließen im Gegenzug dieses Gremium. Borst hat einen Vertrag für drei Jahre, Langs Vertrag ist unbefristet.
Wie ernst es um das Unternehmen mit Sitz im Würzburger Stadtteil Dürrbachau offenbar steht, erfuhren die Mitarbeiter auf einer Belegschaftsversammlung. Dort sprachen Lang und Borst von einer akuten Insolvenzgefahr. Die Unternehmenszahlen sind deutlich: Machte Götz 2015 noch einen Jahresüberschuss von 280 000 Euro, so waren es 2016 etwa 152 000 und 2017 gar nur 59 000. Das Unternehmen sei in Schieflage geraten, sagte Lang am Montag.

So war das Credo bei der Belegschaftsversammlung vergangene Woche: "Wir brauchen 5 Millionen Euro Cash in den nächsten 18 bis 24 Monaten, um zu überleben." Um das zu erreichen, haben Borst und Lang eine zweigeteilte Route für die nächsten beiden Jahre vorgegeben: 14 Vollzeitstellen werden abgebaut. Der Rest der Belegschaft muss in vier Halbjahresschritten ab Mai jeweils auf bis zu 15 Prozent des Gehalts sowie in 2019 und 2020 auf Teile des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes verzichten.
Wohin die eingesparten Gehaltsteile fließen
Das eingesparte Geld werde in eine insolvenzgeschützte Versorgungskasse übertragen, erklärte Borst gegenüber dieser Redaktion. Es werde den Beschäftigten später zu 100 Prozent im Rahmen der Altersversorgung ausbezahlt - plus 20 Prozent Zuschlag. Der Betriebsrat habe diesem Modell zugestimmt. Nun müssten die Mitarbeiter bis 8. Mai noch eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnen.
Borst versprach zudem, dass Gebrüder Götz die nächsten fünf Jahre im Arbeitgeberverband und damit im Tarifverbund bleibe. Nach Ende des Sanierungmodells in zwei Jahren werde das Unternehmen wieder jeweils 100 Prozent Gehalt sowie Weihnachts- und Urlaubsgeld zahlen. Jeder Mitarbeiter habe mit dem aktuellen Gehaltszettel eine individuell zusammengestellte Beispielrechnung erhalten, um zu zeigen, was auf jeden in den nächsten zwei Jahren zukommen kann.
Was bei Götz flotter werden soll
Neben dem Stellenabbau und den Einschnitten beim Gehalt wollen die beiden Sanierer das Götz-Boot auch an anderer Stelle flottmachen: Zwar werde der gedruckte Katalog beibehalten, doch müsse das Online-Geschäft massiv vorangebracht werden. Es sei in den vergangenen Jahren nicht so schnell wie notwendig gewachsen, so Lang. Voraussichtlich im Oktober werde das Unternehmen einen neuen Online-Shop aufmachen. Das sei schon deshalb vonnöten, weil der aktuelle Internetauftritt "ein paar Defizite" habe, so Borst.
Er legte am Montag dar, dass Götz seine Logistik-Abteilung auch anderen Unternehmen zur Verfügung stellen wolle. Das Modehaus im Würzburger Stadtteil Zellerau mit seinen 20 Millionen Euro Jahresumsatz bleibe erhalten. Es müsse aber noch besser am Markt positioniert werden, um einen "stärkeren Ergebnisbeitrag" zu bringen, sagte Borst - ohne Details zu nennen.
Alles in allem zeigten sich die beiden neuen Geschäftsführer zuversichtlich, was die Zukunft von Götz angeht. Es sei eine vergleichsweise einfache Sanierung. Borst: "Da hatte ich schon schlimmere Fälle."