Die Gebrüder Götz GmbH & Co. KG verkauft ihr Modehaus im Würzburger Stadtteil Zellerau zum Jahresende an die Walter-Gruppe in Westerheim bei Ulm. Der Name "Modehaus gebrüder götz" soll bleiben. Götz selbst konzentriere sich am Standort Dürrbachau künftig auf den Online- und Versandhandel sowie auf Logistik-Dienstleistungen, hieß es bei einer virtuellen Betriebsversammlung am Dienstag. Von den aktuell noch rund 400 Arbeitsplätzen sollen zwei Drittel erhalten werden, sagte Geschäftsführer Klaus Borst im Gespräch mit der Redaktion. Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht geplant.
Gerüchte über Schließung bestätigten sich nicht
Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, Götz wolle zumindest das Modehaus schließen. Das Gegenteil sei der Fall, so Borst. Es sei gelungen, das Traditionsunternehmen technologisch umzubauen und mitten in der Corona-Krise erfolgreich zu restrukturieren. Firmen-Patriarch Peter Götz, der geschäftsführende Gesellschafter, hatte Klaus Borst sowie Karl-Otto Lang vor 15 Monaten in die Geschäftsführung geholt, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Die beiden sind in der Branche als "Sanierer" bekannt.
Die Walter-Gruppe, ab Januar neuer Eigentümer des Modehauses, betreibt derzeit nach eigenen Angaben 18 Einzelhandelsgeschäfte, vor allem für Schuhe, in der Größenordnung von 800 bis 2000 Quadratmetern in Schwaben und Oberbayern. Mit dem Haus in der Würzburger Mainaustraße kommen nun 10 000 Quadratmeter dazu. Unternehmer Sven Walter spricht in der Pressemitteilung von Dienstag von einer "idealen strategischen Ergänzung" des Portfolios. Gemeinsam werde man "ertragreich wachsen", so sein Versprechen an die künftigen Mitarbeiter.
Er und seine Familie freuten sich über die "gelungene Nachfolgeregelung" und den Erhalt der Mehrzahl der Arbeitsplätze, wird Peter Götz in der Mitteilung zitiert. Walter sei ein "hochgeschätzter Mitbewerber".
Gebrüder Götz fokussiert sich auf Online-Handel
Die Übernahme des stationären Ladengeschäfts durch die Walter-Gruppe eröffne Gebrüder Götz die wirtschaftlichen Freiräume "zur aggressiv wettbewerbsorientierten Fokussierung auf den Schuh- und Mode-Versandhandel", so die Geschäftsführung in ihrer Mitteilung. Dies geschehe "mit integrierter Logistik am Standort Würzburg als Pure Player im E-Commerce und Logistik-Dienstleister auf Grundlage eines digitalen Geschäftsmodells". Auch der Lagerverkauf in der Dürrbachau laufe weiter.
Die Zukunft soll also im Online-Handel liegen, die Umstrukturierung im kommenden Jahr vollendet werden. Mittelfristiges Ziel sei auch hier die "Weitergabe an einen Nachfolger", so Peter Götz. Die Neugestaltung der Internetseiten www.gebrueder-goetz.de, www.gebrueder-goetz.at, www.markenschuhe.de und www.reduziert-kaufen.de stehe kurz vor dem Abschluss. Mit Hilfe der Plattform-Technologie "Mirakl" sollen auch andere mittelständische Schuhhändler via Götz ihre Produkte online vertreiben können. Vergleichbar sei das mit dem "Amazon-Marketplace", erläutert Borst auf Nachfrage. Dabei könnten kleinere Händler von der Reichweite der großen Betreiber profitieren. Diese wiederum werden über Provisionen an den Verkäufen beteiligt.
Verdi erkennt Bemühungen von Götz ausdrücklich an
Zuletzt gab es bei Gebrüder Götz nach Firmenangaben noch 400 Arbeitsplätze. Gut ein Drittel müsse abgebaut werden, so Geschäftsführer Borst am Dienstag. Im Modehaus werde die Walter-Gruppe 100 Mitarbeiter übernehmen, 150 bis 200 Beschäftigte sollen, je nach Erfolg der jetzt beschlossenen Maßnahmen, bei Gebrüder Götz bleiben. "Wir gehen davon aus, dass das Online-Geschäft in der Modebranche weiter wächst." Endgültig sagen könne man dies aber erst Ende 2021. Der Abbau von über 100 Jobs soll sozialverträglich erfolgen, betriebsbedingte Kündigungen sind laut Borst nicht geplant.
Dass bei Gebrüder Götz Arbeitsplätze in dreistelliger Höhe dauerhaft wegfallen, sei bedauerlich, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Peter König. Die Geschäftsführung habe ihre Sanierungspläne allerdings immer eng mit dem Betriebsrat und Verdi besprochen. Auch gewerkschaftlichen Sachverstand hätten sich die Sanierer Borst und Lang geholt, das Bemühen um sozialverträgliche Lösungen sei deutlich erkennbar gewesen, so König anerkennend: "Andere hätten das Modehaus einfach dicht gemacht". Wichtig sei für Verdi nun, dass auch der neue Götz-Eigentümer an einem starken Betriebsrat und der Tarifbindung für die Mitarbeiter festhalte.