Die digitalen Lieferantensucher der Scoutbee GmbH in Würzburg haben eine weitere Stufe ihrer Erfolgsrakete gezündet. Denn das Jungunternehmen erhält 10,6 Millionen Euro von Wagniskapitalgebern. Innerhalb von nur sieben Monaten ist das die zweite stattliche Finanzspritze für das 2015 gegründete Start-up.
Wie Scoutbee am Dienstag weiter mitteilte, kommt das Geld in beiden Fällen von den Investoren HV Holzbrinck Ventures (München/Berlin), 42CAP (München) und Toba Capital (USA). Im November hatte Scoutbee 3,5 Millionen Euro von diesen Wagniskapitalgebern erhalten. Sie reagierten damit auf das rapide Wachstum von Scoutbee.
Wie Scoutbees Produkt funktioniert
Die Würzburger setzen Künstliche Intelligenz und eine Datensammlung mit weltweit neun Millionen Firmen ein, damit Unternehmenskunden in kurzer Zeit den für sie optimalen Lieferanten finden. Das ist vor allem für Materialeinkäufer von Bedeutung, bei denen es meistens um große Mengen und damit große Auftragssummen geht. "Gerade in den USA, wo Hersteller mit neuen Handelstarifen und Zöllen zu kämpfen haben, können wir dem Einkauf helfen, Lieferanten schneller zu evaluieren", wird Scoutbee-Geschäftsführer Lee Galbraith in der Mitteilung zitiert.
Vor diesem Hintergrund will das Würzburger Jungunternehmen das frische Kapital für die Ausweitung seines Datensatzes und seines Geschäfts im deutschsprachigen Raum sowie in den USA einsetzen. Scoutbee arbeitet bereits mit namhaften Adressen wie Audi oder Airbus zusammen.
Scoutbee-Umsatz enorm gestiegen
"Ich freue mich sehr, dass wir als ein Start-up in der Region Würzburg so enorm wachsen können und damit helfen, Würzburg als Technologiestandort weiter zu prägen und damit attraktiver zu machen", sagte Scoutbee-Mitgründer und -Geschäftsführer Gregor Stühler. Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa "haben Führungskräfte einen Bedarf an tiefgreifenden Lieferanteninformationen und deutlich vereinfachten globalen Beschaffungsprozessen", fügte Galbraith hinzu.
Das schnelle Wachstum von Scoutbee wird allein am Umsatz deutlich: Er stieg nach Unternehmensangaben zwischen 2017 und 2018 um 3335 Prozent. Das sei kein Schreibfehler, teilte Scoutbee-Sprecher Jonas Scherf auf Anfrage mit. Der Umsatz im ersten Quartal 2019 habe "einen hohen sechsstelligen Betrag" gehabt. Genaueres wollte der Sprecher nicht verraten.
Internationale Würdigung bekommen
Am Dienstag warteten die Jungunternehmer mit einer weiteren Positivnachricht auf: In London setzte sich Scoutbee bei den internationalen "World Procurement Awards" unter zwölf Nominierten durch und erhielt eine Würdigung.
Der Wettbewerb zählt laut Scoutbee weltweit zu den bedeutendsten im Bereich Materialbeschaffung und Lieferantenketten. Prämiert werden unter anderem Lösungen, mit denen Einkaufsteams ihren Unternehmen einen Mehrwert gewährleisten können. Scoutbee ist nach eigener Darstellung das erste Start-up, dem die hochrangige Würdigung "Highly Commended Winner" ausgesprochen wurde. Bislang sei dies vor allem international bekannten Unternehmen wie IBM, Heineken oder Vodafone widerfahren.
Scoutbee gilt mit mittlerweile 90 Mitarbeitern als Top-Adresse in der mainfränkischen Gründerszene. Vor fast einem Jahr holten die Datendienstleister den Sieg beim Businessplan-Wettbewerb Nordbayern. Mitte 2017 war Scoutbee zum besten Start-up Würzburgs gekürt worden.
Wagniskapitalgeber sind Investoren, die Anteile an aufstrebenden Unternehmen kaufen, um sie beim Wachstum zu unterstützen. Den Profit ziehen die Kapitalgeber später dann daraus, dass sie die Anteile zu einem höheren Wert wieder verkaufen. Scoutbee machte keine Angaben darüber, wie hoch die Anteile von HV, 42CAP und Toba am Unternehmen sind.