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WÜRZBURG
Start-ups: Warum Würzburg so pfiffig ist
Geht ab wie 'ne Rakete: Das wünscht sich mancher Jungunternehmer für sein Start-up.
Foto: Illustration: Romina Birzer | Geht ab wie 'ne Rakete: Das wünscht sich mancher Jungunternehmer für sein Start-up.
Von unserer Mitarbeiterin Linda Kuhn
 |  aktualisiert: 27.04.2023 02:03 Uhr

Gute Ideen sind die Grundlage erfolgreicher Unternehmensgründungen. In Würzburg gibt es drei Hochschulen, diverse Forschungsinstitute sowie außeruniversitäre For-schungseinrichtungen – und damit viel Potenzial für gute Ideen. Doch sind die Rahmenbedingungen für Gründer hier gut genug?

„Was schon länger stattfindet, ist, dass sich einzelne Akteure in Würzburg mit dem Thema Gründen beschäftigen“, so Sascha Genders, Bereichsleiter Existenzgründung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt. „Aber 2015 hat das Ganze an Fahrt aufgenommen.“

Gründen@Würzburg ist wie ein Art Dach über die Szene

Insbesondere durch die Initiative Gründen@Würzburg, die es seit Ende 2014 gibt. In der Interessengemeinschaft engagieren sich die Stadt, das Innovations- und Gründerzentrum (IGZ), die IHK und die Hochschulen. Ziel ist es, eine zentrale Anlaufstelle für Gründungsinteressierte zu sein und eine Vernetzung in der Szene zu schaffen. Denn ein gutes Netzwerk ist für Existenzgründer überlebenswichtig.

Und das scheint in Würzburg besonders gut zu klappen: „Ich kenne keine Stadt in Bayern, wo die Unterstützung so konsolidiert angeboten wird“, so Markus Wolf, der als Projektleiter bei BayStartUp Gründer unterstützt. BayStartUp ist eine vom Bayerischen Wirtschaftsministerium und der Wirtschaft geförderte Institution für Gründung, Finanzierung und Wachstum im Freistaat.

In Würzburg wird zusammengearbeitet

Während laut Wolf die Organisationen in anderen Städten gegeneinander arbeiten und um die Gründer kämpfen, sitzen mit Gründen@Würzburg alle wichtigen Ansprechpartner in einem Boot. Die gemeinsame Initiative hat dem IGZ-Projektleiter Gerhard Frank zufolge Erfolg, weil Würzburg nicht allzu groß sei: „Wir haben hier einen leichteren Überblick über die Szene, sodass sich die Unterstützer gemeinsam an den Tisch setzen können.“

Den Standort auswählen, die gewünschte Sportart eintippen und nach Tag sowie Uhrzeit sortierte Fitnessangebote in der Umgebung erhalten – das ist das Konzept des Würzburger Start-Ups Comuvo. Die Geschäftsführerin Eva Bachmann sieht, dass sich die Stadt in eine gründerfreundliche Richtung entwickelt: „Ich spüre, dass in Würzburg etwas vorangeht und sich etwas verändert. Ehemalige Mitstudenten, die in andere Städte gezogen sind, merken das auch und fragen sich, ob sie wieder zurückkommen sollen.“

Starthub in der Innenstadt bietet Räume

Comuvo macht gleichzeitig bei einem Pilotprojekt der Stadt mit. Das Startup ist im Sommer 2015 mit drei weiteren Jungunternehmen ins „Starthub“ in der Sanderstraße eingezogen.

Das Ziel der Bürogemeinschaft ist es laut Klaus Walther, Fachbereichsleiter Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing der Stadt Würzburg, die Innenstadtstraße wiederzubeleben und durch die zentrale Lage Aufmerksamkeit für das Thema Gründen zu schaffen. Da die Stadt die Räumlichkeiten des Starthubs mietet, profitieren die Jungunternehmen von günstigen Mieten inklusive Nebenkosten und Schreibtisch, bei monatlich kündbaren Verträgen.

Fast ein Drittel der Einwohner sind Studenten

Von den ungefähr 126 500 Würzburgern sind über 38 000 Studierende. Auch wenn junge Leute das Potenzial von Start-Ups sind, sieht David Hirschfeld, Geschäftsführer von Stylerella und Mieter des Starthubs, sie gleichzeitig als Problem: „Start-Ups haben meist nicht viel Geld, und Würzburg ist eine Studentenstadt. Damit sind günstige Gewerbeflächen schwierig zu bekommen.“ Die teuren Mieten könnten jedoch mit Bürogemeinschaften, wie dem Starthub, relativiert werden.

Klaus Walther verspricht eine Ausweitung des Pilotprojekts: „Bei der erstbesten Gelegenheit wo Räumlichkeit, Struktur, Lage und Preis zusammenpasst, werden wir das weiterführen. Das scheint ein Erfolgsmodell zu sein.“

Laut Walther, der auch IGZ-Geschäftsführer ist, beschäftige sich die Stadt seit rund 17 Jahren intensiv mit dem Thema Gründen. Mit dem Bau des zweiten Würzburger Gründerzentrums 2001 wurde das Thema gemäß Walther zum ersten Mal nach außen sichtbar.

Gründerzentrum betreut 50 Vorhaben

Das IGZ unterstützt Gründer und vermietet Büro- und Laborräume an High-Tech-Unternehmen. Aktuell betreut das IGZ rund 50 Gründungsprojekte.

Im Hochtechnologiebereich ist laut Walther in Würzburg am meisten Potenzial vorhanden, auch wenn die gute Idee schließlich die Qualität des Start-Ups ausmache. Wolf von BayStartUp zufolge ist die Qualität der Würzburger Jungunternehmen an den Erfolgen der Businessplan-Wettbewerbe Nordbayern erkennbar.

So wurde das Startup iNDTact letztes Jahr Zweiter bei dem von BayStartUp initiierten Wettbewerb – und hat im Juli sogar den Deutschen Gründerpreis gewonnen.Die Finanzierung ist eine der größten Hürden für Start-Ups, weshalb oft etablierte Unternehmen als Unterstützer einspringen. In der Region Würzburg fehlen offenbar private Geldgeber, die in Start-Ups investieren. „Der Franke selbst ist anscheinend relativ zögerlich“, so Walther in Bezug auf die risikoreiche Geldanlage.

Kapitalgeber sind manchmal noch zögerlich

Genders sieht die Politik gefordert, um Steueranreize für Investoren zu schaffen. Darüber hinaus würde das Problem auch in der Zusammenführung von Start-Ups und Kapitalgebern liegen, weswegen die IHK Würzburg-Schweinfurt künftig einen Fokus auf die Vernetzung beider Seiten setze.

Laut Genders braucht es für eine gute Gründungsregion neben einem effizienten Netzwerk und Öffentlichkeitsarbeit auch die Wissensvermittlung. Hier sei Würzburg relativ gut aufgestellt: Neben der IHK bieten etwa die Gründerzentren und Hochschulen regelmäßige Vorträge und Seminare für Jungunternehmer an. Genders meint, dass Würzburg zwar noch keine Gründer-Stadt ist, „aber zumindest die Grundmauern sind da. Jetzt gilt es, das Haus entsprechend aufzubauen. Es sind alle Handwerker an Bord und die Zutaten haben wir auch. Jetzt muss man die Kelle in die Hand nehmen, Mörtel rühren und anfangen, das Haus zu bauen.“

Start-up-Szene Mainfranken

Ein Hurra über die Gründerszene in Mainfranken war zuletzt am 5. Juli zu hören: Das auf Sensoren spezialisierte Start-Up iNDTact aus Würzburg gewann den Deutschen Gründerpreis, eine Art Oscar in der Szene. Dabei wurde klar: Mainfranken und insbesondere Würzburg hat im bayernweiten Vergleich eine eifrige, erfolgreiche Start-up-Szene – wenngleich nach groben Schätzungen nur die Hälfte der Start-ups überlebt. Indes ist in den vergangenen Jahren für den Außenstehenden ein Wildwuchs an Adressen und Namen entstanden: IGZ, TGZ, RGS, Fablab und so weiter. Die Gefahr eines sinnlosen Konkurrenzkampfes oder einer Kannibalisierung scheint groß. Aber aus der Szene hört man: All diese Einrichtungen arbeiten nicht gegen-, sondern miteinander. Das mag ein Garant dafür sein, dass die Start-up-Szene in der Region so blüht. 
 
Was ein Start-up ist
Unter diesem englischen Begriff versteht man ein junges Unternehmen mit geringem Startkapital, das zur Verwirklichung einer Geschäftsidee gegründet wird. Dabei steht die Innovation der Gründungsidee im Mittelpunkt – es geht also um ein Angebot, das es so auf dem Markt noch nicht gibt. In der Regel gilt: Ein Unternehmen ist maximal fünf Jahre lang ein Start-up, dann gilt es als herkömmliche Firma.

 
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