Gute Ideen sind die Grundlage erfolgreicher Unternehmensgründungen. In Würzburg gibt es drei Hochschulen, diverse Forschungsinstitute sowie außeruniversitäre For-schungseinrichtungen – und damit viel Potenzial für gute Ideen. Doch sind die Rahmenbedingungen für Gründer hier gut genug?
„Was schon länger stattfindet, ist, dass sich einzelne Akteure in Würzburg mit dem Thema Gründen beschäftigen“, so Sascha Genders, Bereichsleiter Existenzgründung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt. „Aber 2015 hat das Ganze an Fahrt aufgenommen.“
Gründen@Würzburg ist wie ein Art Dach über die Szene
Insbesondere durch die Initiative Gründen@Würzburg, die es seit Ende 2014 gibt. In der Interessengemeinschaft engagieren sich die Stadt, das Innovations- und Gründerzentrum (IGZ), die IHK und die Hochschulen. Ziel ist es, eine zentrale Anlaufstelle für Gründungsinteressierte zu sein und eine Vernetzung in der Szene zu schaffen. Denn ein gutes Netzwerk ist für Existenzgründer überlebenswichtig.
Und das scheint in Würzburg besonders gut zu klappen: „Ich kenne keine Stadt in Bayern, wo die Unterstützung so konsolidiert angeboten wird“, so Markus Wolf, der als Projektleiter bei BayStartUp Gründer unterstützt. BayStartUp ist eine vom Bayerischen Wirtschaftsministerium und der Wirtschaft geförderte Institution für Gründung, Finanzierung und Wachstum im Freistaat.
In Würzburg wird zusammengearbeitet
Während laut Wolf die Organisationen in anderen Städten gegeneinander arbeiten und um die Gründer kämpfen, sitzen mit Gründen@Würzburg alle wichtigen Ansprechpartner in einem Boot. Die gemeinsame Initiative hat dem IGZ-Projektleiter Gerhard Frank zufolge Erfolg, weil Würzburg nicht allzu groß sei: „Wir haben hier einen leichteren Überblick über die Szene, sodass sich die Unterstützer gemeinsam an den Tisch setzen können.“
Den Standort auswählen, die gewünschte Sportart eintippen und nach Tag sowie Uhrzeit sortierte Fitnessangebote in der Umgebung erhalten – das ist das Konzept des Würzburger Start-Ups Comuvo. Die Geschäftsführerin Eva Bachmann sieht, dass sich die Stadt in eine gründerfreundliche Richtung entwickelt: „Ich spüre, dass in Würzburg etwas vorangeht und sich etwas verändert. Ehemalige Mitstudenten, die in andere Städte gezogen sind, merken das auch und fragen sich, ob sie wieder zurückkommen sollen.“
Starthub in der Innenstadt bietet Räume
Comuvo macht gleichzeitig bei einem Pilotprojekt der Stadt mit. Das Startup ist im Sommer 2015 mit drei weiteren Jungunternehmen ins „Starthub“ in der Sanderstraße eingezogen.
Das Ziel der Bürogemeinschaft ist es laut Klaus Walther, Fachbereichsleiter Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing der Stadt Würzburg, die Innenstadtstraße wiederzubeleben und durch die zentrale Lage Aufmerksamkeit für das Thema Gründen zu schaffen. Da die Stadt die Räumlichkeiten des Starthubs mietet, profitieren die Jungunternehmen von günstigen Mieten inklusive Nebenkosten und Schreibtisch, bei monatlich kündbaren Verträgen.
Fast ein Drittel der Einwohner sind Studenten
Von den ungefähr 126 500 Würzburgern sind über 38 000 Studierende. Auch wenn junge Leute das Potenzial von Start-Ups sind, sieht David Hirschfeld, Geschäftsführer von Stylerella und Mieter des Starthubs, sie gleichzeitig als Problem: „Start-Ups haben meist nicht viel Geld, und Würzburg ist eine Studentenstadt. Damit sind günstige Gewerbeflächen schwierig zu bekommen.“ Die teuren Mieten könnten jedoch mit Bürogemeinschaften, wie dem Starthub, relativiert werden.
Klaus Walther verspricht eine Ausweitung des Pilotprojekts: „Bei der erstbesten Gelegenheit wo Räumlichkeit, Struktur, Lage und Preis zusammenpasst, werden wir das weiterführen. Das scheint ein Erfolgsmodell zu sein.“
Laut Walther, der auch IGZ-Geschäftsführer ist, beschäftige sich die Stadt seit rund 17 Jahren intensiv mit dem Thema Gründen. Mit dem Bau des zweiten Würzburger Gründerzentrums 2001 wurde das Thema gemäß Walther zum ersten Mal nach außen sichtbar.
Gründerzentrum betreut 50 Vorhaben
Das IGZ unterstützt Gründer und vermietet Büro- und Laborräume an High-Tech-Unternehmen. Aktuell betreut das IGZ rund 50 Gründungsprojekte.
Im Hochtechnologiebereich ist laut Walther in Würzburg am meisten Potenzial vorhanden, auch wenn die gute Idee schließlich die Qualität des Start-Ups ausmache. Wolf von BayStartUp zufolge ist die Qualität der Würzburger Jungunternehmen an den Erfolgen der Businessplan-Wettbewerbe Nordbayern erkennbar.
Kapitalgeber sind manchmal noch zögerlich
Genders sieht die Politik gefordert, um Steueranreize für Investoren zu schaffen. Darüber hinaus würde das Problem auch in der Zusammenführung von Start-Ups und Kapitalgebern liegen, weswegen die IHK Würzburg-Schweinfurt künftig einen Fokus auf die Vernetzung beider Seiten setze.
Laut Genders braucht es für eine gute Gründungsregion neben einem effizienten Netzwerk und Öffentlichkeitsarbeit auch die Wissensvermittlung. Hier sei Würzburg relativ gut aufgestellt: Neben der IHK bieten etwa die Gründerzentren und Hochschulen regelmäßige Vorträge und Seminare für Jungunternehmer an. Genders meint, dass Würzburg zwar noch keine Gründer-Stadt ist, „aber zumindest die Grundmauern sind da. Jetzt gilt es, das Haus entsprechend aufzubauen. Es sind alle Handwerker an Bord und die Zutaten haben wir auch. Jetzt muss man die Kelle in die Hand nehmen, Mörtel rühren und anfangen, das Haus zu bauen.“
Start-up-Szene Mainfranken
Unter diesem englischen Begriff versteht man ein junges Unternehmen mit geringem Startkapital, das zur Verwirklichung einer Geschäftsidee gegründet wird. Dabei steht die Innovation der Gründungsidee im Mittelpunkt – es geht also um ein Angebot, das es so auf dem Markt noch nicht gibt. In der Regel gilt: Ein Unternehmen ist maximal fünf Jahre lang ein Start-up, dann gilt es als herkömmliche Firma.