Große Solarparks auf freier Fläche sorgen in Mainfranken immer wieder für Streit. Gegner kritisieren unter anderem, dass das Landschaftsbild zerstört und wertvoller Ackerboden versiegelt werde.
Nach Ansicht der Regierung von Unterfranken sind herkömmliche Solarparks nicht grundsätzlich problematisch. Gerade in intensiv von der Landwirtschaft genutzten Gebieten könnten sie als Rückzugsort für Tiere und seltene Pflanzen dienen, weil das Areal in der Regel nicht von Bauern bewirtschaftet wird.
In diesem Zusammenhang bringt die Regierung auch Agri-PV ins Spiel, also Photovoltaikanlagen, unter denen Ackerbau möglich ist. Diese Variante der Sonnenstrom-Erzeugung könne den häufigen Konflikt zwischen Bauern, Investoren, Kommunen und Anwohnern entschärfen, heißt es aus Würzburg. Es bleiben aber noch einige Fragen.
Gibt es schon Agri-PV-Anlagen in Mainfranken?
Nein. Es wird wohl aber nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Technik auch in Mainfranken Einzug hält. Diesen Schluss lässt allein schon die Tatsache zu, dass es "derzeit einen Riesenansturm" von Investoren klassischer Solarparks gebe, wie Oliver Weidlich vom Sachgebiet Raumordnung an der Regierung von Unterfranken sagt. Insofern sei die Nachfrage nach geeigneter Fläche und nach alternativer Energie sehr groß. Mit Blick auf öffentliche Fördergelder ist nach Ansicht von Weidlich die Wirtschaftlichkeit der Photovoltaikanlagen "so stark gestiegen, dass die Investoren auf das EEG gar nicht mehr angewiesen sind". EEG steht für das Erneuerbare Energien-Gesetz, das die Einspeisung von grünem Strom ins öffentliche Netz finanziell fördert.
Welche Solarpark-Alternativen gibt es noch?
Neben Agri-PV sind auch schwimmende Solaranlagen machbar. So nutzt seit 2020 ein Kieswerk bei Dettelbach im Kreis Kitzingen 4000 Solarstrommodule, die auf einem nahen See installiert wurden. Große Anlagen auf Hallen oder als Überdachung ganzer Parkplätze – wie seit Ende 2020 beim Autozulieferer ZF in Schweinfurt – sind ebenfalls gängig.
Wo sind Solarparks in der Region erlaubt?
Das ist grundsätzlich Sache der Kommunen. Die Regierung von Unterfranken hat vor wenigen Tagen zum ersten Mal eine "Planungshilfe für Städte, Gemeinden und Projektträger" herausgebracht. Darin ist auf digitalen Karten fast auf den Hektar genau zu sehen, wo generell Freiflächen-Solarparks mehr oder weniger akzeptabel erscheinen. Demnach sind solche Anlagen in Unterfranken auf 63 Prozent der Gesamtfläche mit oder ohne Einschränkungen denkbar. Der Rest eignet sich nicht, weil es zum Beispiel um Gebiete mit Vorrang für Windkraft, um besonders schützenswerten Wald, um Trinkwasserschutz oder um ein herausragendes Landschaftsbild geht. Nach den Worten von Weidlich soll die "Planungshilfe" den Kommunen helfen, im Widerstreit der Solarpark-Interessen einen guten Weg zu finden. "Die Bürgermeister haben uns darum gebeten."
Was sagt die Politik zur Solarenergie?
Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) berief sich im Oktober in einer Pressemitteilung auf Zahlen des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW), wonach für ein klimaneutrales Bayern bis 2040 die Nutzung von Solarstrom um das Sechsfache im Vergleich zu heute steigen müsse. Aiwanger sieht das als unrealistisch an. Er spricht von einer Verdreifachung. Die Regierung von Unterfranken schreibt in ihrer "Planungshilfe" für die Kommunen, dass "die Nutzung der Solarenergie ein wesentlicher Baustein der Energiewende" in der Region sei. Freiflächen-Solarparks "können besonders kostengünstig nachhaltigen Strom produzieren". Im Übrigen will die neue Bundesregierung die Nutzung von Solarenergie deutlich ausbauen und nennt in diesem Zusammenhang ausdrücklich Agri-PV. Das steht so im Ampel-Koalitionsvertrag.
Woran hakt es bei Agri-PV noch?
An vorderster Stelle steht die Frage, was unter den Agri-PV-Modulen sinnvoll angebaut werden kann. Dazu gibt es noch keine marktreifen Erkenntnisse. Ebenfalls ein Haken: Agri-PV-Anlagen sind in der Anschaffung und Produktion deutlich teurer als herkömmliche Freiflächen-Solarparks. Das hat das Fraunhofer Institut (ISE) in Freiburg ermittelt.
Was haben Landwirte von Agri-PV?
Was die doppelte Nutzung des Ackerbodens finanziell bringt, sei von Fall zu Fall unterschiedlich, heißt es in der Studie "Agri4Power", die unter anderem die Fraunhofer-Gesellschaft (München) und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (Leipzig) ausgearbeitet haben. Bei herkömmlichen Solarparks ohne landwirtschaftliche Nutzung ist pro Hektar von etwa 3000 Euro Pacht für die Landwirte die Rede – garantiert über mindestens 20 Jahre hinweg. Sicheres Geld also. Von den Betreibern zu zahlende Pacht für Agri-PV-Anlagen sei hingegen "deutlich unter dem Niveau von klassischen Freiflächen-PV-Anlagen", ist bei "Agri4Power" zu lesen. Somit bleibt offen, in welchen Fällen das Duo aus Solaranlage und Ackerbau mehr Geld bringt als Ackerbau oder Solarpark alleine.