Mit einem schwimmenden Solarkraftwerk auf einem See nahe Dettelbach (Landkreis Kitzingen) betreten die Firmen Heidelberger Zement und die Climagy GmbH aus Zeilitzheim in Bayern Neuland: Es ist die erste solche Anlage auf einem Baggersee im Freistaat. Mit dem gewonnenen Strom soll das direkt am Gewässer gelegene Kieswerk fast komplett mit Energie versorgt werden.
4000 Elemente sind es, die wie ein Teppich auf dem See schwimmen. Und beweglich wie ein Teppich sind die Schwimmkörper auch verschraubt, um etwa Wellen auf der Wasserfläche aufnehmen und mitmachen zu können. Beeindruckend groß ist die rund 6000 Quadratmeter große Fläche mit Sonnenkollektoren die nahe des Ostufers direkt am Betriebsgelände des Werks liegt – sie macht aber nur zwei Prozent der Gesamtfläche des Sees aus.
Bernhard Beck, Geschäftsführer des Photovoltaikprojektentwicklers Climagy hatte beim Vorbeifahren am See in Dettelbach die Idee: Warum nicht einen Teil der Wasserfläche für ein Solarkraftwerk nutzen und den gewonnenen Strom gleich vor Ort, als auf kurzem Wege, im Kieswerk nutzen? Erste Gespräche mit Heidelberger Sand und Kies verliefen positiv, so dass das Projekt angegangen wurde. Im Frühjahr 2019 begannen die Planungen, gleichzeitig wurde das Genehmigungsverfahren eingeleitet.
Spezialisten aus Spanien bauen das Werk auf
Keine einfache Sache, denn so etwas gab es in Bayern bislang noch nicht: Eine frei schwimmende aber fest verankerte Anlage auf einem Gewässer, wie soll das genehmigungstechnisch bewertet werden. In das Verfahren waren auch das Innen-, das Umwelt- und das Bauministerium in München mit eingeschaltet, eh Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt sowie die Regierung von Unterfranken die Genehmigung erteilten.
Seit rund zwei Wochen wird an dem Kraftwerk gearbeitet. Spezialisten aus Spanien sind am Werk, denn auch technisch betreten die beiden Firmen hier Neuland. Zuerst wurden die 4000 Module montiert und rund 50 Meter vom Ufer entfernt eingeschwommen. Um die Anlage vom Abdriften zu schützen, ist sie mit Betonfundamenten im See verankert, wofür rund 200 Tonnen direkt vor Ort produzierter Beton verwendet wurden.
Anders als bei Freiflächenphotovoltaikanlagen an Land, ist das Kraftwerk auf dem Wasser ganz anderen Witterungseinflüssen ausgesetzt. Neben Sturm, den Windlasten und hohem Wellengang kommen Schnee, Eisgang und vor allem auch Hochwasser dazu. Der See selber ist als Puffer für Mainhochwasser geplant und hat über Röhren eine Verbindung zum Fluss. Sechs bis sieben Höhenmeter kann die Anlage bei einem hundertjährigen Hochwasser ausgleichen, wie die verantwortliche Architektin Marlene Plannasch vor Ort erläuterte: "Eine hochkomplexe Sache", sagt die Architektin, "wenn’s einmal schwimmt, ist’s einfach."
Strom wird fürs Kieswerk produziert
Insgesamt hat das Solarkraftwerk eine Leistung von 749 Kilowatt-Peak und liegt somit knapp unter der Obergrenze von 750 Kilowatt-Peak für die Einspeisevergütung. Pro Jahr sollen etwa 700.000 kWh Strom erzeugt werden, der weitgehend vom Werk der Heidelberger Zement genutzt werden wird. Überschüsse, etwa an den Wochenenden, werden ins Netz geladen. Betreiber ist die Firma Climagy, die den Strom an den Nutzer verkauft. Die Kosten belaufen sich auf etwa 800.000 Euro.
Für den Geschäftsführer der Heidelberger Zement und Kies, Thomas Wittmann, ist damit aber noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Seine Vision: "Zuviel produzierten Strom könnten wir in Wasserstoff umwandeln und damit unsere Maschinen vor Ort betreiben." Deutschlandweit betreibt Heidelberger insgesamt 45 Anlagen wie in Dettelbach. Etwa 20 dieser Anlagen könnten, wenn Dettelbach gut läuft, ebenfalls mit einem Solarkraftwerk ausgestattet werden. Damit kann dann nicht nur Sand, Kies und Beton auf kurzem Wege in die Region gelangen, sondern auch der benötigte Strom direkt vor Ort gewonnen werden.
Dettelbach möchte energieautark werden
Auch für Dettelbach kann das neue Kraftwerk, das noch in diesem Jahr in Betrieb gehen soll, ein Gewinn sein. Denn die Stadt, so ihr Bürgermeister Matthias Bielek, möchte energieautark werden und da hilft der Strom aus dem See. Auch die Befürchtung einiger Dettelbacher, der halbe See würde "zugepflastert" bewahrheite sich mit den zwei Prozent Flächenbelegung nicht. Ganz im Gegenteil: Durch die Beschattung der Wasserfläche heizt sich das Wasser in dem nur durch Grundwasser gespeisten Gewässer weniger stark auf. Und auch für die Solarmodule hat der Standort Wasser einen Vorteil: Sie werden gekühlt. Wenn dann in 20 bis 25 Jahren der Sand und Kiesabbau in Dettelbach endet wird auch das Solarkraftwerk wieder abgebaut.
da wenn a weng Strom neis Wasser fällt, * pitzelt des fei schö arg in des Schwimmer`s Badehose, als Kurzschluss....
Ich würde es auch immer wieder durch ziehen 😊