Es geht wieder voran: Das Handwerk in Unterfranken nähert sich dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Ähnlich geht es den anderen Wirtschaftsbereichen in der Region. Freilich drückt der Materialmangel mächtig auf die Bremse. Auf diese zwiespältige Situation haben die Handwerkskammer für Unterfranken sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt hingewiesen.
Demnach beurteilen zurzeit 89 Prozent der Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend, was drei Prozentpunkte mehr sind als vor einem Jahr. Das geht aus dem Quartalsbericht hervor, den die Handwerkskammer am Donnerstag veröffentlichte.
Wie weit die Aufträge im Handwerk reichen
"Die Vielzahl der Handwerksbetriebe atmen hörbar auf nach der schwierigen Zeit während der Corona-Pandemie", wird Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul in der Mitteilung zitiert. Für knapp 13 Wochen haben Bäcker, Schreiner und Co. derzeit Aufträge, was als stabiles Polster gilt. Die Betriebe sind der Kammer zufolge zu 80 Prozent ausgelastet, was der beste Wert während der Corona-Monate sei.
Der Motor der mainfränkischen Konjunktur laufe wieder auf Hochtouren, hatte die IHK vor einigen Tagen berichtet. Über alle Branchen hinweg könne von guten Geschäften gesprochen werden. "Besonders erfreulich ist, dass die Geschäftstätigkeit in allen Branchen wieder zunimmt, wenn auch in unterschiedlicher Intensität“, erläuterte IHK-Konjunkturexpertin Elena Fürst. 51 Prozent der mainfränkischen Unternehmen beurteilen die laufenden Geschäfte als gut.
Beide Kammern weisen jedoch auf einen großen Wermutstropfen hin: Der allgegenwärtige Materialmangel habe zu einer empfindlichen Verteuerung geführt. So seien zum Beispiel im Baugewerbe die Einkaufspreise für Rohstoffe, Waren und Energie um bis zu 84 Prozent binnen eines Jahres gestiegen, so die Handwerkskammer.
Das wird den Angaben zufolge allerdings nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergegeben. Denn nur 41 Prozent der Betriebe hätten in der Zwischenzeit ihre Verkaufspreise erhöht. Das trübe die Geschäftslage dieser Unternehmen "und muss in Zukunft kompensiert werden", ist Hauptgeschäftsführer Paul überzeugt.
Was der Materialmangel langfristig auslösen könnte
Das Problem des Materialmangels und der gestiegenen Preise schätzt IHK-Expertin Fürst ähnlich ein: "Zwei von drei Unternehmen spüren negative Auswirkungen bereits heute. Spitzt sich die Situation weiter zu, könnte dies die regionale Wirtschaft ausbremsen."
Unterm Strich sind die Unternehmer in der Region zuversichtlich, was die kommenden Geschäfte angeht. So gehen laut Handwerkskammer 89 Prozent der Betriebe davon aus, dass ihre Situation in den kommenden drei Monaten gleichbleiben oder sich verbessern wird.