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Würzburg
Welche Zukunft die Mainfranken-Messe hat
In einem Monat beginnt in Würzburg die Mainfranken-Messe. In Zeiten von Online-Handel und Digitalisierung stellt sich die Frage: Welche Zukunft hat eine solche Schau?
Gesundheit, Wohnen, Essen, Freizeit, Unterhaltung - und so weiter: Das Spektrum der Mainfranken-Messe ist seit jeher breit. Fraglich bleibt, welche Zukunft solche Publikumsmessen haben. Das Bild entstand auf der Mainfranken-Messe 2013.
Foto: Afag | Gesundheit, Wohnen, Essen, Freizeit, Unterhaltung - und so weiter: Das Spektrum der Mainfranken-Messe ist seit jeher breit. Fraglich bleibt, welche Zukunft solche Publikumsmessen haben.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:31 Uhr

Genau in einem Monat beginnt in Würzburg ein wirtschaftliches Großereignis mit viel Tradition: die Mainfranken-Messe. Die Veranstalter erwarten wie in den Vorjahren rund 100 000 Besucher. Dennoch stellt sich die Frage: Welche Zukunft hat die Messe in digitalen Zeiten?

Weil sich das Einkaufen hierzulande deutlich ins Internet verlagert hat, sieht Manfred Kirchgeorg von der Handelshochschule Leipzig die Digitalisierung als die Herausforderung schlechthin für die Branche. "Wir müssen vorsichtig sein und uns warm anziehen." Mit diesen Worten sorgte der Messeexperte am Montag bundesweit für Schlagzeilen.

Studie: Publikumsmessen haben große Herausforderungen

Kirchgeorg hat schon 2012 in einer Studie festgehalten, dass für Publikumsmessen eine weitere Herausforderung gilt: Die Besucher werden im Schnitt immer älter. Für junges Publikum sind sie offenbar kaum noch interessant. Gerade regional ausgerichtete Schauen werden nach Ansicht von Kirchgeorg von der Überalterung der Gesellschaft "in besonderer Weise betroffen sein".

Worte von Tragweite, ist die Messewirtschaft in Deutschland doch auf hohem Niveau. So stieg die Zahl der Aussteller zwischen 2017 und 2018 um zwei Prozent, wie der Dachverband Auma in Berlin mitteilte. Im Schnitt geben Aussteller und Besucher pro Jahr 14,5 Milliarden Euro für Messen im Land aus. Ein respektabler Wirtschaftsfaktor also.

Regionalmessen erleben eine Flaute

Dass es gut läuft, hat zuletzt die NürnbergMesse gezeigt. Sie meldete im Juli für 2018 einen Rekordumsatz von 315 Millionen Euro. Das Unternehmen mit seinen 1000 Mitarbeitern zählt zu den 15 größten Messegesellschaften der Welt und lebt stark von Fachmessen wie Biofach oder FachPack.

Hingegen erleben die 172 Regionalmessen in Deutschland eine Flaute. Laut Auma ging hier die Zahl der Besucher zwischen 2017 und 2018 um 3,5 Prozent zurück, im Bereich Mehrbranchen-Publikumsmessen - wozu die Mainfranken-Messe zu zählen ist - gar um 4,9 Prozent.

Fotoserie

Auma-Sprecher Harald Kötter relativierte diese Zahl am Dienstag auf Anfrage. Es gebe viele Regionalmessen in Deutschland, denen es deutlich schlechter gehe als der Mainfranken-Messe.

Was das alles für Mainfranken-Messe heißt

Ihr breites Angebot samt Unterhaltung sei für eine überschaubare Region wie Würzburg "genau richtig". Die Ausrichter von Regionalmessen stünden generell vor der Herausforderung, dass die Besucher immer weniger Zeit hätten und deshalb erst recht ihre Aufmerksamkeit eingefangen werden müsse. Alles in allem zählt Kötter die alle zwei Jahre stattfindende Schau in Würzburg "zu den starken Regionalmessen" mit einer "guten Zukunft".

So sah die Würzburger Mainfranken-Messe in ihren Anfangszeiten aus. Das Bild stammt aus den 1950er Jahren. Die Messe gibt es seit 67 Jahren.
Foto: Georg Mench | So sah die Würzburger Mainfranken-Messe in ihren Anfangszeiten aus. Das Bild stammt aus den 1950er Jahren. Die Messe gibt es seit 67 Jahren.

Erwartungsgemäß sieht man das bei Afag ähnlich. Das Unternehmen richtet die Mainfranken-Messe unter der Trägerschaft der Stadt Würzburg aus und sieht einen großen Pluspunkt: "Der Trend geht hin zum Regionalen", wie Afag am Dienstag auf Anfrage mitteilte.

Außerdem habe eine Schau wie die Mainfranken-Messe einen großen Vorteil gegenüber dem Onlinehandel: Sie ermögliche den persönlichen Kontakt zwischen den Kunden und den Händlern. Das werde zunehmend geschätzt, komme solcher Kontakt doch im Zuge der Digitalisierung oft zu kurz.

Offenbar haben Aussteller der Mainfranken-Messe die Zeichen der Zeit erkannt. So gibt es laut Afag heuer zum Beispiel einen Onlinehändler aus der Rhön, der Direktvermarkter-Produkte anbietet. Damit die Onlinekunden schmecken können, was sie kaufen sollen, bieten diese Direktvermarkter in Würzburg ihre Lebensmittel zur Verkostung an. So helfe die Messe dem Onlinehändler, neue Kunden zu finden, die er er vielleicht als Zielgruppe noch gar nicht im Blick hatte.

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Die Zahlen der Mainfranken-Messe zeigen, dass sie in der Region eine Konstante ist. Bei leichtem Auf und Ab in den vergangenen Jahren hat sich die Besucherzahl zwischen 2007 und 2017 bei jeweils 100 000, die Zahl der Aussteller bei jeweils 600 eingependelt.

So setzt Afag auch 2019 auf Bewährtes: eine Mischung von Vielem, von Bauen über Energie, Gesundheit, Lifestyle, Freizeit und Unterhaltung. Individuelle und erlebnisreiche Präsentationen seien schon immer das, was den Besuchern der Mainfranken-Messe am besten gefalle. Mittlerweile gebe es auch interaktive Messestände. Der klassische Aussteller mit Gemüsehobel oder Kochtöpfen "ist uns aber immer noch sehr wichtig", schreibt Afag weiter.

Mainfranken-Messe 2019
  • 28. September bis 6. Oktober (täglich 9.30 bis 18 Uhr, Einlass bis 17 Uhr), Talavera-Mainwiesen in Würzburg.
  • Tageskarte 9,50 Euro (ermäßigt 8 Euro); Familienkarte 21 Euro; Kinder bis 10 Jahre frei.
  • 650 Aussteller in 23 Hallen und auf Freigelände
  • Messen in der Messe: Wie in den Vorjahren sind Themen rund um Bauen, Wohnen und Energie einer der Schwerpunkte der Mainfranken-Messe, zusammengefasst in der "EnBau" mit etwa 200 Ausstellern. Im "Gesundheitspark" gibt es Informationen über die medizinische Versorgung in der Region. Bei "Fem" und "Men`s Corner" stehen unter anderem Mode, Kosmetik, Accessoires, Lifestyle und Whisky im Mittelpunkt. Erneut stark vertreten sind die Stadt Würzburg, der Bayerische Rundfunk und der Bezirk Unterfranken mit eigenen Hallen.
  • Weitere Infos inklusive Hallenplan: www.mainfranken-messe.de
 
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