
Wir kaufen, also verpacken wir. Wir kaufen online, also verpacken wir noch mehr. In der Tat hat unser aller Einkaufsbummel im Internet segensreiche Folgen für eine Branche, der es seit Jahren schon glänzend geht: alles rund um Verpackungen.
Messe FachPack zeigt, wo es langgeht
Die Freude darüber ist auch in Unternehmen der Region zu spüren, wie die internationale Messe FachPack in Nürnberg zeigt, die an diesem Donnerstag zu Ende geht. So wächst der Umsatz zum Beispiel sowohl von Kunert Wellpappe in Bad Neustadt als auch bei Horna Verpackungen in Grafenrheinfeld. Betriebe, die für die Maschinen zum Bedrucken der Verpackungen sorgen, spüren ebenfalls Aufwind – wie etwa Koenig & Bauer in Würzburg. Oder Göpfert in Wiesentheid (Lkr. Kitzingen): Der 125 Jahre alte Familienbetrieb ist in jüngster Vergangenheit permanent gewachsen und macht mittlerweile einen Jahresumsatz von gut 100 Millionen Euro.
Wie viel Verpackung wir verbrauchen
Die vielen Pluszeichen haben klare Gründe: 220,5 Kilogramm Verpackungen verbrauchte jeder Mensch in Deutschland 2016 – knapp 30 Prozent mehr als noch elf Jahre zuvor. Diese Zahlen des Statistikportals Statista basieren auf Angaben der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung in Mainz.
Dass wir alle immer mehr mit Hilfe des Internets einkaufen, zeigen Untersuchungen des Digitalverbandes Bitkom: Demnach macht ein Viertel der Händler in Deutschland zwischen 30 und 50 Prozent des Umsatzes in ihren Online-Shops. Klar ist: Was dort bestellt wird, muss kurz darauf verschickt – also auch verpackt werden.
Kunert spürt den Online-Boom
Bei Kunert Wellpappe in Bad Neustadt ist diese Welle deutlich angekommen: Der Verbrauch an Kartonage für Verpackungen nehme in Folge des Online-Handels pro Jahr um 25 Prozent zu, erklärt Gesamtvertriebsleiter Markus Gralka.
Das ist freilich nicht die einzige Herausforderung für das Familienunternehmen mit seinen 1600 Mitarbeitern: Weil im Online-Handel mittlerweile vom schweren Motorblock bis hin zum Hemd, Fahrrad oder Fertigmenü alles Mögliche verschickt wird, verästeln sich auch die Verpackungsarten und -größen. Es gebe nicht mehr die Standardverpackung schlechthin. „Früher waren die Einheiten größer“, sagt Gralka.
Welche Rolle die Verpackung spielt
Hinzu kommt, dass die Verpackung an sich längst auch Werbeträger geworden ist. Das Dutzend Joghurtbecher steht im Supermarkt nicht in schmucklosen, sondern in grafisch aufgemotzten Kartons, die Hingucker sein sollen.
Und: Wer sein online bestelltes Smartphone auspackt, will das Kauferlebnis von einst im Laden daheim nachholen. Davon jedenfalls ist Gralka überzeugt. Das Drumherum um die eigentliche Ware habe heutzutage ein Schmuckstück zu sein. „Das müssen wir alles berücksichtigen.“
Vor was Verpackung schützen muss
Damit nicht genug: Globalisierung im Allgemeinen und Online-Handel im Besonderen haben dazu geführt, dass Waren weite Wege per Flugzeug oder Schiff zurücklegen. Anbieter wie Kunert müssen auch dafür die perfekte Verpackung anbieten können – gerade was Schutz vor Feuchtigkeit oder ruppigen Verlademethoden in Containerterminals angeht.
Bei Kunert wird allerlei getestet
Bei Kunert sind dafür ein halbes Dutzend Mitarbeiter in der Verpackungsentwicklung eingesetzt. Hinzu kommen laut Gralka je Kunert-Werk zwei bis drei Beschäftigte, die in einer Art Labor Verpackungen regelrechten Stresstests unterziehen – also, ob sie trotz schweren Inhalts einem starken Stoß standhalten oder wie sie mit der Luftfeuchtigkeit in tropischen Ländern klarkommen.
Wie Gralka von Kunert hat auch Geschäftsführer Thomas Horna von Horna Verpackungen in Grafenrheinfeld in jüngster Zeit einen Trend ausgemacht, der dem Umweltgedanken geschuldet ist: Kunden stehen auf Monoverpackungen. Darunter verstehen die Fachleute Verpackungen aus nur einem Material wie etwa Karton, dem neben Kunststoff in der Branche wichtigsten Material.
Was Horna beobachtet hat
Was die reine Versandverpackung für den Warentransport von Firma A zu Firma B – also nicht zum Endverbraucher – angeht, sind laut Horna die Monoverpackungen deswegen gefragt, weil sie als Abfall besser zu sortieren seien. Miteinander verklebte oder verschweißte Verpackungsmaterialien indes könnten unter Umständen teurer Sondermüll werden.
Neues Gesetz bringt schärfere Regeln
Ein Aspekt, der ab Januar noch wichtiger werden könnte: Dann tritt das neue Verpackungsgesetz des Bundes in Kraft, das unter anderem höhere Recyclingquoten bei Verpackungsmüll vorschreibt. Monoverpackungen seien schon jetzt gefragt, weil Unternehmen eine gute CO2-Bilanz wollten, hat Martin Pinkwart von der „V+E Verpackungsberatung“ in Nürnberg festgestellt. Aber auch der Kunde im Laden „wird sensibler“, was Verpackungsmüll angeht.
Jeder macht seine eigene Verpackung
Pinkwart hat zudem festgestellt, dass auf einzelne Kunden zugeschnittene Verpackungen ein weiterer Trend geworden sind. Nutella hat es vorgemacht: Jeder kann dort ein individuelles Etikett fürs Glas entwerfen.
Für den Verpackungsdruck ist das längst kein Problem mehr. Das Zauberwort heißt Digitaldruck. Dieses Verfahren ist laut Pinkwart „ein großes Thema“ und lasse Einzelstücke zu.
All das hat die Bandbreite von Verpackungsdruck erweitert – was man wiederum bei Anbietern entsprechender Maschinen wie Koenig & Bauer in Würzburg längst zu schätzen weiß: Der Konzern macht mittlerweile den meisten Umsatz im Bereich Verpackungs- und Digitaldruck.
Verpackungspreis für Kneipp

