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Würzburg/Schweinfurt
Tödliche Nachlässigkeit: Regierung von Unterfranken warnt vor Arbeitsunfällen
Eigentlich hat die Statistik für Unterfranken beruhigende Zahlen. Doch Arbeitsunfälle bleiben ein heikles Thema. Im Alltag lauert oft tödliche Gefahr.
Nur gesichert in die Höhe: Derlei Schutz gerade auf Baustellen ist nach Darstellung des Gewerbeaufsichtsamtes in Würzburg lebenswichtig (Symbolbild). Doch die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen werden in der Arbeitswelt offenbar nicht immer ernstgenommen.
Foto: Pakorn Khantiyaporn, Getty Images | Nur gesichert in die Höhe: Derlei Schutz gerade auf Baustellen ist nach Darstellung des Gewerbeaufsichtsamtes in Würzburg lebenswichtig (Symbolbild).
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:41 Uhr

Zwar ist die Zahl der Arbeitsunfälle in Unterfranken seit 2020 um ein Viertel gesunken, dennoch verlaufen immer noch einige dramatisch: Sechs Menschen starben im vergangenen Jahr bei solchen Unfällen.

Wie die Regierung von Unterfranken für das angeschlossene Gewerbeaufsichtsamt am Mittwoch mitteilte, waren es in erster Linie Bau- und Waldarbeiten, bei denen es zu den tödlichen Unglücken kam. So starb heuer im Kreis Main-Spessart ein Waldarbeiter an tödlichen Verletzungen, nachdem bei Fällarbeiten ein abgestorbener Baum unerwartet umkippte und ihn am Kopf traf.

Ebenfalls zu Tode kamen Arbeiter am Untermain beim Sturz von der Ladefläche eines Lastwagens sowie durch herabfallende Lkw-Ladung, in Schweinfurt beim Zusammenprall mit einem Gabelstapler in einer Werkshalle sowie im Kreis Schweinfurt nach dem Sturz auf einem eisglatten Betriebshof. Bei Arbeiten an einem Kanalanschluss wurde ein Mann bei Kitzingen plötzlich von einer einstürzenden Erdwand verschüttet. Er konnte nur noch tot geborgen werden.

Arbeitsunfälle in Unterfranken: Warum die Statistik beruhigen kann

Trotz aller Dramatik der einzelnen Fälle meldet die Statistik insgesamt eher beruhigende Zahlen. Demnach ereigneten sich 2020 in Unterfranken 258 Unglücke, die von den Behörden als Arbeitsunfälle eingestuft worden sind. 2021 waren es 231 gewesen, im vergangenen Jahr nur noch 191. Allerdings ging das Gewerbeaufsichtsamt in Würzburg Anfang 2022 noch davon aus, dass der Rückgang unter anderem mit den "veränderten Arbeitsbedingungen während der Corona-Pandemie" zusammenhänge.

So oder so ist die Arbeitswelt deutlich sicherer geworden. Kamen 1966 in Unterfranken 27 Menschen auf Baustellen oder in Werkshallen ums Leben, waren es 1986 noch acht und 2016 noch sieben. Seit Jahren lägen die Zahlen im einstelligen Bereich, was der deutschlandweiten Entwicklung entspreche, so die Regierung von Unterfranken am Mittwoch.

Arbeitsunfälle können dazu führen, dass die Betroffenen mitunter wochenlang ausfallen. Das hat in der Summe enorme volkswirtschaftliche Folgen, wie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zum Beispiel für 2021 ausgerechnet hat: Arbeitsunfähigkeit hatte für die deutsche Volkswirtschaft einen Produktionsausfall im Wert von 89 Milliarden Euro zur Folge. Pro Mitarbeiterin oder Mitarbeiter müsse ein Unternehmen mit Kosten von 128 Euro pro Tag Arbeitsausfall rechnen.

Bisweilen sind es jedoch nicht nur die Unfallopfer, die leiden und als Arbeitskraft ausfallen. Nach Darstellung der Regierung von Unterfranken müssen zum Beispiel immer wieder Zeugen eines Unfalls als "Mitverletzte" betrachtet werden, weil sie psychische Folgen davontragen.

Wie es zu schweren Arbeitsunfällen kommen kann

Dass in der Vergangenheit die Zahl der Arbeitsunfälle in der Region kleiner geworden ist, führt die Regierung von Unterfranken auf drei Gründe zurück: das Bewusstsein von Beschäftigten und Unternehmern für mehr Sicherheit sei gestiegen, Arbeitsschutz und Vorbeugung seien besser geworden und die unfallmedizinische Versorgung von Opfern habe in den Betrieben an Bedeutung gewonnen.

Schwere Unfälle werden nach Darstellung der Regierung von Unterfranken häufig dadurch verursacht, dass Sicherheitsvorschriften nicht beachtet werden. Manche Vorkehrung sei aufwändiger und werde deshalb vernachlässigt – vor allem, wenn Beschäftigte bei der Arbeit täglich Gefahren ausgesetzt seien. Dann könne "ein gewisser Gewöhnungseffekt" eintreten, so dass die Achtsamkeit nachlasse. "Das führt früher oder später zu Unfällen", warnt die Regierung.

 
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