zurück
Würzburg
Teuer und rar: Was der Markt für Gebrauchtwagen in Unterfranken hergibt
Gebrauchtwagen sind aktuell Mangelware. Autoexperte Roland Hoier aus Würzburg erklärt, woran das liegt, wann die Preise wieder sinken und was Käufer und Verkäufer derzeit beachten sollten.
Gebrauchtwagen bleiben wohl noch bis 2023 so teuer wie im Moment: Davon ist Obermeister Roland Hoier von der Kfz-Innung Unterfranken in Würzburg überzeugt.
Foto: Patty Varasano | Gebrauchtwagen bleiben wohl noch bis 2023 so teuer wie im Moment: Davon ist Obermeister Roland Hoier von der Kfz-Innung Unterfranken in Würzburg überzeugt.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 12.02.2024 00:09 Uhr

Corona ist schuld, aber nicht nur: Bundesweit um bis zu 15 Prozent sind Gebrauchtwagen im Jahresvergleich teurer geworden. Neben der Pandemie ist aber auch der Mangel an Ersatzteilen – vor allem Computerchips – ausschlaggebend.

Wie die Lage auf dem Gebrauchtwagenmarkt in Unterfranken derzeit aussieht, schildert Obermeister Roland Hoier von der Kfz-Innung Unterfranken in Würzburg. Der 47-Jährige ist zudem Serviceleiter des Autohauses Keller in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer für Unterfranken. Hoier gibt auch Tipps für all jene, die einen Gebrauchtwagen kaufen oder verkaufen wollen.

Frage: Wie teuer sind in Unterfranken im Schnitt zurzeit Gebrauchtwagen?

Roland Hoier: Mit 61,6 Prozent vom ehemaligen Listenneupreis lagen drei Jahre alte Benzinfahrzeuge auf einem Rekordhoch. Gebrauchte Diesel machten im Dezember ebenfalls nochmals einen deutlichen Sprung und erreichten 58,7 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises. Wir haben in der Masse noch nie erlebt, dass aufgrund der starken Nachfrage und des knappen Angebotes drei Jahre alte Wagen oft zu Preisen gehandelt werden, wie sonst zweijährige. Das Wertniveau hat sich sozusagen um ein Jahr verschoben.

Welche Auto-Typen sind besonders rar, was ist noch gut zu kriegen?

Hoier: Der Trend zieht sich durch alle Fahrzeugklassen. Hier gibt es keine Einschränkungen. Man bekommt auf dem Markt nach wie vor alles, wenn man bereit ist, den aufgerufenen Preis zu zahlen.

Wo kriegt man zurzeit in Unterfranken noch günstige Gebrauchtwagen? Etwa nur online?

Hoier: Günstig, das ist natürlich auch immer eine Frage des Blickwinkels. Nicht immer ist der günstigste Kauf auch der beste. Ich würde mit meinem Händler vor Ort in den Dialog gehen und für mich entscheiden, ob der Wagen den ausgerufenen Preis für mich wert ist. Der regionale Aspekt, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben, der bei Problemen mit Garantie oder späteren Kulanzreparaturen helfen kann, ist auch nicht zu unterschätzen.

Wann werden Gebrauchtwagen in der Region wieder günstiger?

Hoier: Wenn sich die angespannte Marktsituation – hervorgerufen durch Halbleitermangel, Lieferkettenprobleme und die Corona-Lage – wieder entspannt. Die Preise werden durch Angebot und Nachfrage geregelt. Dieses außergewöhnlich hohe Preisniveau wird uns voraussichtlich noch ins Jahr 2023 begleiten. Die Verfügbarkeit von begehrten jungen Gebrauchtwagen bleibt knapp, da auch 2021 erneut weniger neue Fahrzeuge bei Autovermietern, Händlern oder Herstellern zugelassen wurden als üblich.

Wer jetzt einen Gebrauchtwagen verkaufen will, hat beim Preis gute Karten. Wo aber ist der Haken?

Hoier: Der private Gebrauchtwagenverkäufer hat sehr gute Aussichten, einen Spitzenertrag zu generieren. Wenn er keinen Neuen benötigt, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu verkaufen. Wenn er aber ein neues Auto braucht, wird er für diese Ersatzbeschaffung auch tiefer in die Tasche greifen müssen.

Wie sieht es in Unterfranken bei gebrauchten Elektroautos oder Hybriden aus?

Hoier: Das kommt jeweils stark auf die gewünschte Marke an. Die ersten Fahrzeuge aus Leasingverträgen sind mittlerweile am Markt eingetroffen und als zwei- oder dreijährige Gebrauchtwagen zu haben. Die Auswahl steigt stetig an. Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob die Verbraucher diese Fahrzeuge als Kaufobjekt anerkennen und bereit sind, auf diese Antriebstechnologie zu wechseln.

Wohl erst 2023 werden die Preise für Gebrauchtwagen wieder sinken, schätzen Experten.
Foto: SymbolSebastian Kahnert, dpa | Wohl erst 2023 werden die Preise für Gebrauchtwagen wieder sinken, schätzen Experten.
Auf was müssen diejenigen achten, die ein gebrauchtes Elektroauto kaufen wollen?

Hoier: In welchem Zustand der Akku ist und wie lange er noch hält. Der Markt ist noch nicht aussagekräftig, was dieses Thema angeht. Sicher ist aber: Wenn ich ein solches Auto gebraucht kaufe, ist die Batterie das größte Risiko. Es stellt sich die Frage, wie reparabel eine solche Batterie noch ist und ob einzelne Zellelemente oder nur der komplette Akkublock ausgetauscht werden können.

Wie erkennt ein Laie den Akku-Zustand eines gebrauchten E-Autos?

Hoier: Wenn man einen Tester hat, kann man das abfragen. Das geht aber normalerweise nur in einer Werkstatt.

Tipps für den Kauf von gebrauchten Autos

Im Geschäft oder privat: Wer auf der sicheren Seite stehen möchte, sollte nach Auskunft der ARAG-Versicherung bei einem Händler kaufen. Denn im Gegensatz zu Privatverkäufern müsse das Geschäft im Kaufvertrag mindestens eine zwölfmonatige Sachmängelhaftung übernehmen. Im ersten Halbjahr liege die Beweislast beim Händler. Er muss laut ARAG bei einer Fahrzeugreklamation oder -rückgabe beweisen, dass die Schäden bei der Übergabe des Wagens noch nicht da waren.
Blick in die Papiere: Das Original-Inspektionsscheckheft sollte lückenlos sein, rät ARAG weiter. Andernfalls müsse der Käufer oder die Käuferin davon ausgehen, dass das Fahrzeug nicht regelmäßig gewartet wurde. Die Bezeichnung "scheckheftgepflegt" bedeute nicht automatisch, dass alle Wartungen durchgeführt wurden. Fehlt ein solches Dokument, sei bei Privatverkäufern Vorsicht geboten.
Probefahrt: Sie ist ein Muss vor jedem Gebrauchtwagenkauf, meinen die ARAG-Fachleute. Wer noch nicht viel Erfahrung hinter dem Lenkrad gemacht hat, sollte einen erfahrenen Autofahrer mitnehmen und ebenfalls fahren lassen. Vor der Probefahrt müsse der Motor kalt sein. Nur dann erkenne man, ob der Wagen gut anspringt. Nach der Probefahrt sollte man einen Blick unter die Motorhaube werfen und kontrollieren, ob zum Beispiel Öl austritt. Wer auf Nummer sicher gehen will: Offizielle Fahrzeug-Prüfstellen checken nach ARAG-Angaben für 30 Euro alle relevanten Teile eines Gebrauchtwagens.
Quelle: ARAG/aug
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Veitshöchheim
Jürgen Haug-Peichl
Autofahrer
Elektroautos
Gebrauchtwagenkauf
Gebrauchtwagenmarkt
Handwerkskammer für Unterfranken
Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen