Corona ist schuld, aber nicht nur: Bundesweit um bis zu 15 Prozent sind Gebrauchtwagen im Jahresvergleich teurer geworden. Neben der Pandemie ist aber auch der Mangel an Ersatzteilen – vor allem Computerchips – ausschlaggebend.
Wie die Lage auf dem Gebrauchtwagenmarkt in Unterfranken derzeit aussieht, schildert Obermeister Roland Hoier von der Kfz-Innung Unterfranken in Würzburg. Der 47-Jährige ist zudem Serviceleiter des Autohauses Keller in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer für Unterfranken. Hoier gibt auch Tipps für all jene, die einen Gebrauchtwagen kaufen oder verkaufen wollen.
Roland Hoier: Mit 61,6 Prozent vom ehemaligen Listenneupreis lagen drei Jahre alte Benzinfahrzeuge auf einem Rekordhoch. Gebrauchte Diesel machten im Dezember ebenfalls nochmals einen deutlichen Sprung und erreichten 58,7 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises. Wir haben in der Masse noch nie erlebt, dass aufgrund der starken Nachfrage und des knappen Angebotes drei Jahre alte Wagen oft zu Preisen gehandelt werden, wie sonst zweijährige. Das Wertniveau hat sich sozusagen um ein Jahr verschoben.
Hoier: Der Trend zieht sich durch alle Fahrzeugklassen. Hier gibt es keine Einschränkungen. Man bekommt auf dem Markt nach wie vor alles, wenn man bereit ist, den aufgerufenen Preis zu zahlen.
Hoier: Günstig, das ist natürlich auch immer eine Frage des Blickwinkels. Nicht immer ist der günstigste Kauf auch der beste. Ich würde mit meinem Händler vor Ort in den Dialog gehen und für mich entscheiden, ob der Wagen den ausgerufenen Preis für mich wert ist. Der regionale Aspekt, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben, der bei Problemen mit Garantie oder späteren Kulanzreparaturen helfen kann, ist auch nicht zu unterschätzen.
Hoier: Wenn sich die angespannte Marktsituation – hervorgerufen durch Halbleitermangel, Lieferkettenprobleme und die Corona-Lage – wieder entspannt. Die Preise werden durch Angebot und Nachfrage geregelt. Dieses außergewöhnlich hohe Preisniveau wird uns voraussichtlich noch ins Jahr 2023 begleiten. Die Verfügbarkeit von begehrten jungen Gebrauchtwagen bleibt knapp, da auch 2021 erneut weniger neue Fahrzeuge bei Autovermietern, Händlern oder Herstellern zugelassen wurden als üblich.
Hoier: Der private Gebrauchtwagenverkäufer hat sehr gute Aussichten, einen Spitzenertrag zu generieren. Wenn er keinen Neuen benötigt, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu verkaufen. Wenn er aber ein neues Auto braucht, wird er für diese Ersatzbeschaffung auch tiefer in die Tasche greifen müssen.
Hoier: Das kommt jeweils stark auf die gewünschte Marke an. Die ersten Fahrzeuge aus Leasingverträgen sind mittlerweile am Markt eingetroffen und als zwei- oder dreijährige Gebrauchtwagen zu haben. Die Auswahl steigt stetig an. Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob die Verbraucher diese Fahrzeuge als Kaufobjekt anerkennen und bereit sind, auf diese Antriebstechnologie zu wechseln.
Hoier: In welchem Zustand der Akku ist und wie lange er noch hält. Der Markt ist noch nicht aussagekräftig, was dieses Thema angeht. Sicher ist aber: Wenn ich ein solches Auto gebraucht kaufe, ist die Batterie das größte Risiko. Es stellt sich die Frage, wie reparabel eine solche Batterie noch ist und ob einzelne Zellelemente oder nur der komplette Akkublock ausgetauscht werden können.
Hoier: Wenn man einen Tester hat, kann man das abfragen. Das geht aber normalerweise nur in einer Werkstatt.