Wer jetzt auf der Suche nach einem gebrauchten Auto ist, muss sich in Geduld üben und etwas tiefer in die Tasche greifen als noch vor einigen Monaten. Die Lieferengpässe bei den Fahrzeugherstellern sind hinlänglich bekannt und schlagen sich auch auf den Gebrauchtwagenmarkt in Rhön-Grabfeld nieder. Auch hiesige Händler sind betroffen, wie eine Umfrage ergab.
Das VW-Autohaus Kehm hatte sich laut Verkaufsleiter Daniel Raube frühzeitig auf die Entwicklung eingestellt, sodass noch ausreichend Gebrauchte auf dem Hof in Brendlorenzen stehen. Allerdings haben die Preise etwas angezogen.
Die Lücke wird sich nicht so schnell schließen
Die Situation wird sich seiner Ansicht nach auch nicht so bald entschärfen, zumal die Hersteller lange Lieferzeiten angeben und der Nachfrage-Stau sich weiter "nach hinten" verschiebe. Da weniger Neufahrzeuge ausgeliefert werden, werden auch weniger Gebrauchte in Zahlung genommen, weshalb die Lücke nicht so rasch geschlossen werden dürfte.
Die Nachfrage bei älteren elektrischen Modellen gehe gegen null, weil bei Neuanschaffungen staatliche Förderung zu erwarten ist. "Wer kann, sollte mit dem Kauf eines Gebrauchten warten, bis sich wieder die Lage entspannt hat", ist Raubes Fazit.
Nachschub ist schwer zu bekommen
Das Autohaus Bieberich in Burglauer hat nach Worten von Juniorchef Stefan Bieberich große Probleme, Nachschub aufzutreiben. Die Fahrzeuge sind beim Aufkauf auch deutlich teurer als früher. Sein Handel mit EU-Fahrzeugen wird auch immer schwieriger, weil Lieferzeiten von neun Monaten und mehr keine Seltenheit seien.
Gebrauchte Stromer gebe es schon auf dem Markt, seien aber wegen der hohen Förderung von Neuwagen schwerer an den Mann zu kriegen. Der Kfz-Meister erwartet, dass sich der Markt vielleicht in einem halben Jahr erholt, dann könnte aber ein neues Gewährleistungsrecht in Kraft treten, was den Handel mit gebrauchten Fahrzeugen erheblich erschwere und wiederum zu Preissteigerungen führen könnte.
Anfragen auf allen Kanälen
Das Betriebsgelände des Autohauses Gaul und Klamt hat sich ebenfalls stark geleert. Die Hersteller befinden sich derzeit bei der Produktion in einem Umbruch, hinzu kommen die Probleme mit den Zulieferern, so dass sich die Kundschaft nach Gebrauchten umschaue, die nun nicht mehr verfügbar seien, beschreibt Verkaufsleiter Jürgen Gaul die aktuelle Situation.
"Wir versuchen über alle Kanäle an Gebrauchtwagen zu kommen." Dabei müssen dann auch noch höhere Einkaufspreise bezahlt werden. Der Handel mit gebrauchten Elektroautos ist eher bescheiden, da im Vergleich zum herkömmlichen Verbrenner das Volumen der vorhandenen Fahrzeuge noch bescheiden sei.
Die Kunden sind geduldig
Die Kundschaft sei angesichts der langen Lieferzeiten bisher noch entspannt, stellt Gaul fest. Die Probleme in der Autoindustrie seien allgemein bekannt, so dass eine kurzfristige Erfüllung der Kaufwünsche nicht gefordert werde.
Die größte Erfahrung beim Handel mit Elektroautos hat die Firma Vorndran. Auch das Unternehmen am Eingang zu Bad Neustadt ist von der Krise am Gebrauchtwagenmarkt voll getroffen. Er hat noch einen Bestand von etwa 20 Prozent gegenüber der Zeit, als die Abstellflächen noch voll besetzt waren, berichtet Inhaber Guido Vorndran. "Trotz der staatlichen Förderungen können beim Kauf eines Gebrauchten durchaus noch einige Tausend Euro gespart werden." Wegen der Engpässe und langen Lieferzeiten bei den Herstellern, schwenkten zahlreiche Kunden dann auf Gebrauchte um, obgleich auch in diesem Fahrzeugsegment die Preise angezogen haben. Sehr rasch werde sich an der allgemeinen Lage wohl nicht viel ändern.