
Gute Nachricht in schlechten Zeiten: Die Unternehmen im Raum Würzburg halten der Corona-Krise besser stand als viele Unternehmen anderswo. Das ist die Kernaussage einer Umfrage der Commerzbank, die am Freitag vorgestellt wurde.
Demnach sehen sich 27 Prozent der regionalen Betriebe wegen Corona in ihrer Existenz bedroht – bundesweit sind es 55 Prozent. 26 Prozent (bundesweit: 24) der befragten Unternehmen in Würzburg gaben an, von der Krise "gar nicht" betroffen zu sein.

Im Auftrag der Commerzbank hatte das Hamburger Marktforschungsunternehmen Ipsos zwischen 22. Juni und 15. August 3500 kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland befragt, 50 davon in Würzburg. Umfrageergebnisse zu anderen Orten in Mainfranken – also vor allem Schweinfurt – gibt es nicht. Die nächsten Städte in der Umfrage sind Frankfurt und Nürnberg.
Der Vergleich der Werte zeigt, dass die Geschäftswelt in Würzburg vor allem mit Kurzarbeit (38 Prozent) auf die coronabedingte Talfahrt reagiert hat. In der Bankenmetropole Frankfurt waren es 20, in Nürnberg 36 Prozent. In allen drei Städten reagierten jeweils um die 8 Prozent der Betriebe mit Kündigungen auf die Krise, was der Umfrage zufolge dem Bundesdurchschnitt entspricht.
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Die Unternehmen im Raum Würzburg sind solide aufgestellt: Das ist für Manuel Durlak die wichtigste Erkenntnis aus der Analyse seiner Bank. Der Leiter der Abteilung Unternehmerkunden in der für große Teile Nordbayerns zuständigen Commerzbank-Niederlassung in Würzburg sprach am Freitag über den ersten Corona-Lockdown von einer "brutal anstrengenden Zeit". Der Beratungsbedarf der Kunden sei so groß gewesen, dass seine Mitarbeiter zum Teil bis in die Nacht hinein zu tun gehabt hätten.
Dabei sei es den Unternehmern in erster Linie darum gegangen, ihre Liquidität zu sichern, so Durlak. Nach seinen Worten taten sich deutliche Unterschiede auf: Während vom Lockdown besonders gebeutelte Branchen wie Gastronomie oder Friseure bei den Anrufen stark vertreten gewesen seien, hätten Handwerksbetriebe vor allem im Bereich Bau in den vergangenen Monaten "keinerlei Einschränkungen gehabt".

Überdurchschnittlich reagierte die Würzburger Geschäftswelt mit Kostenreduzierung auf die Krise: 38 Prozent (bundesweit: 29) gaben dieses Mittel an erster Stelle an, gefolgt von der Nutzung neuer Marketingkanäle wie soziale Netzwerke (28/17) und der Digitalisierung interner Prozesse (24/16). 30 Prozent (44) haben demnach nicht reagiert und ihr Geschäftsmodell so gelassen, wie es war.
Gefestigter als Würzburg zeigen sich die benachbarten Wirtschaftsregionen, wenn es um Hilfe von außen geht. So verzichteten in Nürnberg 52 und in Frankfurt 67 Prozent auf Hilfe von Bundes- und Landesregierung in Form zum Beispiel von Zuschüssen, in Würzburg waren es nur 46 Prozent (bundesweit: 54).
Kredite von der Bank waren ebenfalls gefragt, um durch die Krise zu kommen: So sei das Volumen für die Würzburger Firmenkunden hier in den vergangenen Monaten um die Hälfte gestiegen, sagte Abteilungsleiter Durlak. Im Vergleich zum Beispiel zum Raum Coburg sei das aber harmlos: Dort habe sich die Ausgabe von Krediten verdoppelt. Das spreche für die Solidität der Wirtschaft in Würzburg.
Dass der Pandemie auch etwas Positives abgewonnen werden kann, zeigt die Commerzbank-Umfrage in anderer Hinsicht. Auf die Frage, welche Chancen die aktuelle Krise mit sich bringe, stellten 46 Prozent der Würzburger Betriebe (Nürnberg und Frankfurt: je 31) nach vorne, dass die Arbeitszeiten flexibler genutzt worden seien. Auch der gestärkte Teamgeist, Entschleunigung des Alltags und die Nutzung neuer Technologien wurden häufig genannt.
Hat die Corona-Krise generell den Einsatz digitaler Instrumente beflügelt, haben es die Würzburger Firmen damit vergleichsweise nicht so eilig. 59 Prozent (bundesweit 64, Nürnberg 68, Frankfurt 65) gaben an, die Digitalisierung ihres Betriebes noch innerhalb des nächsten Jahres voranzutreiben.