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Karlstadt/Würzburg
Steine, Erde, Zement: Tarifstreit sorgt unter Bau-Beschäftigten in Unterfranken für explosive Stimmung
Frust wie noch nie, geballte Fäuste: So scheint gerade die Stimmung in Teilen der unterfränkischen Baustoffindustrie zu sein. Woran das liegt.
Baustoffe wie Steine oder Zement sind gefragt. Die Beschäftigten dieser Branche wollen deshalb mehr Lohn, die Tarifverhandlungen laufen. In Unterfranken staut sich indes Ärger.
Foto: Theresa Müller (Symbolbild) | Baustoffe wie Steine oder Zement sind gefragt. Die Beschäftigten dieser Branche wollen deshalb mehr Lohn, die Tarifverhandlungen laufen. In Unterfranken staut sich indes Ärger.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 14.05.2023 02:25 Uhr

Jammern gehört bei Tarifverhandlungen auf beiden Seiten zum Tagesgeschäft. Das ist in Teilen der Baubranche zurzeit nicht anders. Doch es deutet sich an, dass in Unterfranken die Stimmung unter den knapp 8000 Beschäftigten der Steine- und Erdenindustrie die Stimmung besonders gereizt ist. Die Frage bleibt, wie und wann sich der Frust Bahn bricht.

Anlass sind die laufenden Tarifverhandlungen , die am Donnerstag, 11. Mai, mit der dritten Verhandlungsrunde in Ismaning bei München fortgesetzt werden sollen. Es ist wie so oft: Die Arbeitgeber haben ein Angebot für mehr Lohn vorgelegt, dass die Gewerkschaft als zu niedrig und empört ablehnt.

Die Offerte über zwei Jahre und mit einem Plus in zwei Stufen um bis zu 3,5 Prozent inklusive Inflationsausgleich von einmalig 1200 Euro seien an der Basis "als Frechheit" empfunden worden, kommentierte Markus Oleynik bei einem Gespräch mit dieser Redaktion. Der Betriebsratsvorsitzende der Heidelberg Cement AG im Zementwerk Lengfurt (Lkr. Main-Spessart) will ausgemacht haben, dass zum Beispiel die Belegschaft in seinem Betrieb "richtig sauer" ist. So sauer, wie er es seit zehn Jahren als Betriebsrat noch nicht erlebt habe. "Dieser Frust ist neu."

Woran sich der Zorn der Beschäftigten ausmacht

Ähnlich sieht das Betriebsratsvorsitzender Josef Duchnik vom Karlstadter Werk der Schwenk Zement KG. Die Kolleginnen und Kollegen seien derzeit auffallend ernüchtert. Ihr Zorn richte sich gegen den Umstand, dass die Arbeitgeberseite eine Lohnerhöhung anbiete, die weit unter der Inflationsrate von derzeit etwa sieben Prozent liege.

Mit diesem "mickrigen" Lohnangebot komme man hierzulande kaum noch durch den so teuer gewordenen Alltag. Auf der anderen Seite habe die Zementindustrie im Allgemeinen und Schwenk im Besonderen zum Beispiel 2021 "die besten Ergebnisse" seit langem eingefahren, so Duchnik.

Sprechen von äußerst gereizter Stimmung in der regionalen Baustoffindustrie: Markus Oleynik (links), Betriebsratsvorsitzender der Heidelberg Cement AG in Lengfurt, und Josef Duchnik, Betriebsratsvorsitzender der Schwenk Zement KG in Karlstadt.
Foto: Jürgen Haug-Peichl | Sprechen von äußerst gereizter Stimmung in der regionalen Baustoffindustrie: Markus Oleynik (links), Betriebsratsvorsitzender der Heidelberg Cement AG in Lengfurt, und Josef Duchnik, Betriebsratsvorsitzender der ...

Der Ärger gehe diesmal über das für Tarifstreits übliche Maß hinaus, betonten die beiden Betriebsräte. Es werde in den Werken deshalb zum Teil nur noch Dienst nach Vorschrift geleistet.

Die Streikbereitschaft sei außerordentlich hoch, sagte Oleynik. Wenn sich die Stimmung nicht ändere, bekämen die Unternehmen ein Problem. Denn der Abwanderungswille in Richtung besser bezahlende Branchen sei groß.

Tarif: Was die IG Bau derzeit fordert

Die Gewerkschaft IG Bau hat für Steine/Erden eine "deutliche Erhöhung der Löhne und Gehälter gemessen an der Preissteigerungsrate" gefordert, ohne Zahlen zu nennen. In Unterfranken sind neben Schwenk und Heidelberg Cement auch große Unternehmen wie Knauf in diesem Bereich vertreten. Auch dort sei die Stimmung unter den Beschäftigten gereizt, will Duchnik ausgemacht haben.

Die als energieintensiv geltende Zementindustrie macht in Deutschland seit 2016 permanent steigende Umsätze. Sie lagen nach Angaben des Branchenverbandes VDZ zuletzt bei knapp 3,5 Milliarden Euro.

 
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