Der Hamburger Mode- und Schuhhändler Görtz ist ins Schlingern geraten. Wie das Unternehmen mitteilte, laufe der Betrieb in den 160 Filialen in Deutschland und Österreich – darunter in Würzburg und Schweinfurt – aber zunächst "uneingeschränkt weiter".
Görtz hatte am Dienstag beim Amtsgericht Hamburg einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren für die Muttergesellschaft und auf Insolvenz in Eigenverwaltung für zwei Tochterunternehmen gestellt. Dabei handelt es sich nicht um klassische Insolvenzverfahren, sondern um per Gesetz vorgelagerte Möglichkeiten, damit sich ein kriselndes Unternehmen aus eigener Kraft sanieren kann.
Was die Gründe für die Görtz-Krise sind
Görtz begründet den Schritt mit "enormer Kaufzurückhaltung in den Filialen und im Onlinegeschäft" infolge des Ukraine-Kriegs, der Inflation und insbesondere der gestiegenen Energiepreise. Die Görtz-Filiale in Würzburg befindet sich in der zentralen Eichhornstraße, die in Schweinfurt in der Stadtgalerie am Rand der Altstadt.
Alle Görtz-Geschäfte "haben geöffnet", heißt es in der Mitteilung vom Dienstag weiter. Die Löhne und Gehälter der insgesamt etwa 1800 Beschäftigten seien "für die Monate September, Oktober und November" durch das übliche Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Danach werde Görtz die Belegschaft "wieder aus eigenen Mitteln" bezahlen.
Modehandel macht zurzeit ein Tief durch
Der Fall des 1875 in Hamburg gegründeten Unternehmens ist ein Hinweis darauf, dass der Modehandel im Land zurzeit mit einem Sinkflug klarkommen muss. Vor allem in Folge der Corona-Lockdowns und der allgemein steigenden Preise schränkten gerade die einkommensschwächeren Haushalte in Deutschland ihre Einkäufe bei Mode und Schuhen ein, wird Vize-Hauptgeschäftsführer Siegfried Jacobs vom Handelsverband Textil, Schuhe, Lederwaren in der "Wirtschaftswoche" zitiert.
Diese Zurückhaltung der Kundschaft hatte schon im März den traditionsreichen Versandhändler Gebrüder Götz in Würzburg getroffen: Das Unternehmen stellte einen Antrag auf Insolvenzverwaltung in Eigenregie. Nicht betroffen davon ist das Götz-Modehaus im Stadtteil Zellerau.
Wohin der Modehandel 2023 wohl steuert
Wie der Handelsverband Textil, Schuhe, Lederwaren im Juli mitteilte, habe der stationäre Modehandel in Deutschland noch lange nicht die Umsätze der Zeit vor Corona erreicht. Nach einem kurzfristigen Hoch im Frühjahr habe die Branche im Juni vor allem wegen des Kriegs in der Ukraine und der gestiegenen Inflation einen deutlichen Rückschlag erlitten.
Auch 2023 werde für den Modehandel eine Herausforderung, so der Verband. Energie werde wohl weiterhin teuer bleiben – doch die Kostensteigerung sei bislang bei der Kundschaft noch gar nicht angekommen.