
Abitur - und dann eine Berufsausbildung? Oder doch lieber ein Studium? Oder erst mal gar nichts? Die Einschränkungen der Corona-Pandemie haben die Suche nach einem Weg fürs weitere Leben nicht einfacher gemacht. Die Würzburger Jungunternehmerin Sophie Hepper hat sich mit ihrer Mission.Myself GmbH darauf spezialisiert, Gleichaltrigen Wege zu zeigen. Die 21-Jährige gibt dem Schulsystem hierzulande keine guten Noten und appelliert an zweifelnde junge Menschen, sich erst einmal Zeit für sich zu nehmen.

Sophie Hepper: In der Schule lernt man, alles zu reproduzieren, was einem vorgegeben wird. Man lernt aber nicht, sich mit sich selbst zu beschäftigen und damit, worauf man Lust hat. Es gibt an den Schulen auch relativ wenige Praktika oder Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Denn Fehler werden zu oft als negativ gewertet. Deswegen wird es als eher gering angesehen, Erfahrungen zu machen. Insofern können Schulabgänger irgendwelche Theorien auswendig, haben aber keinen Plan für ihr Leben.
Hepper: Einfach mal vom Außen ins Innen zu kommen. Mit sich selbst beschäftigen – und nicht mit dem, was man vielleicht nach außen hin sein möchte. Sich die Frage stellen: Was macht mir eigentlich Spaß, wofür brenne ich?
Hepper: Sich mit sich selbst zu beschäftigen, das kann man immer. Wenn man sich keine Zeit dafür nimmt, dann muss man damit rechnen, dass man in eine Lebensrichtung geht, die einem langfristig nicht guttut. Das Selbst ist das Wichtigste, in das man Zeit und Geld investieren kann.
Hepper: Den besten Weg muss jeder individuell finden. Ein Studium ist genauso gut wie eine Ausbildung oder die Selbstständigkeit. Ich sehe da keine Hierarchie. Wegen der Corona-Pandemie haben die jungen Menschen oft keine Möglichkeit, zu sich selbst zu finden. Freunden von mir wurden die Ausbildungen abgesagt, sie haben ihren Job verloren. Was blieb ihnen übrig? Sie studierten dann halt. Nach dem Motto: Mal schauen, ob es mir gefällt, ich kann es ja zur Not abbrechen und dann was anderes machen.
Hepper: Bei sich selbst. Genau da setzen wir mit Mission.Myself an: Wenn man aus der Schule kommt, hat man nicht gelernt, sich mit sich selber zu beschäftigen. Von Jugendlichen für Jugendliche, so nehmen wir die anderen an die Hand.
Hepper: Ja, enorm. Und das in allen möglichen Bereichen. Das hat zu noch mehr Verunsicherung geführt. Gerade für junge Menschen ist es wichtig, sich auszutauschen, um darüber Erfahrungen zu sammeln. Wenn man also keine Möglichkeit hat, mit seinem Umfeld zu interagieren und davon zu lernen, dann vereinsamt man stark. Da gibt es Wohnheime voller junger Menschen, die alle etwas erreichen wollen. Jetzt sitzen sie isoliert in ihren Zimmern und bewegen sich vom Schreibtisch zum Bett oder zur Küche.
Hepper: Da kann man nicht alle Unternehmen über einen Kamm scheren. Wichtig ist aber auf jeden Fall – egal, ob großes oder kleines Unternehmen: Beachten, dass unsere Generation natürlich eine andere Lebenserfahrung mitbringt als etwa die Generation von meinem Vater. Das heißt, viele junge Leute sind häufiger orientierungslos und zweifeln an sich, weil das Schulsystem sie weniger ausprobieren ließ.
Hepper: Er sollte eine ganz genaue Beschreibung des Berufs abgeben, damit der junge Mensch weiß, auf was er sich einlässt. Damit können falsche Vorstellungen und Erwartungen sowie ein Abbruch der Ausbildung verhindert werden. Außerdem sollten dem Auszubildenden Erfolge ermöglicht werden, die auch nach außen hin sichtbar sind. Dass also der Azubi sagen kann: Okay, hier kann ich etwas bewirken und mir Selbstbewusstsein erarbeiten, indem ich mit der Firma etwas gemeinsam tue.
Hepper: Natürlich ist es immer eine Herausforderung und mit einer Unsicherheit verbunden, wenn man in die Selbstständigkeit geht statt in ein Angestelltenverhältnis. Jeder sollte für sich herausfinden, was in sein Leben passt.