Wie kommt's, dass einer der berühmtesten Fußballer der Welt einem 26-jährigen Zellinger einen Ledermantel für 15 000 Euro abkauft? Nun, der brasilianische Edelkicker, dessen Namen der Zellinger aus rechtlichen Gründen nicht nennen darf, kennt den Modemacher nicht als Max Röder aus Unterfranken, sondern als Max Macchina, den Rockstar unter den Luxusmode-Designern mit knapp 100 000 Instagram-Followern. Weil Röder dieses "Branding" gelungen ist, weil er sich selbst als Marke etabliert hat, floriert sein erst vor drei Jahren gegründetes Modelabel für Lederjacken und mehr.
Eigentlich war Max Röders Weg in eine andere Richtung vorgezeichnet. Seine Eltern betrieben in Zellingen die einzige Filiale von Europas größtem Versandhaus für Musikinstrumente mit Sitz im Landkreis Bamberg. Seine Mutter Gabi ist die Schwester von Firmenleiter Hans Thomann. "Ich bin mit Musik aufgewachsen und habe mich für das Haus mit der Installation von Licht- und Audioanlagen befasst", erzählt Max Röder. "Im Grunde war klar, dass ich nach der Schließung unserer Filiale damit weitermache und von nun an täglich nach Treppendorf fahren würde."
Doch er habe seiner Leidenschaft für Mode folgen wollen und sich gefragt: "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Er hatte zwar keine Ausbildung oder Vorkenntnisse in dieser Branche, aber bei Thomann viel gelernt, zum Beispiel über Marktforschung. "Erfolgversprechend schienen nur das obere oder das untere Preissegment. Luxusartikel haben mich schon immer angezogen, also habe ich mich in diese Richtung orientiert", erzählt der Unternehmer. Die Entscheidung für Lederjacken sei gleich anschließend gefallen, "ein sehr nachhaltiges Produkt, das ich schon immer mochte".
Ledergroßeinkauf: So teuer wie ein Auto
Nun musste Röder viel lernen. "Ich habe mir Produktionsstätten in Indien, China, Italien und Frankreich angesehen und die Unterschiede erfasst." In Frankreich sei man ihm – einem 23-Jährigen ohne Erfahrung, aber mit großen Ambitionen – skeptisch gegenübergetreten. "Ich fand das gut, dass die nicht gleich aufs Geld scharf waren, sondern erst mal sehen wollten, was ich kann."
Er fand in Paris einen 75-jährigen Schnittmeister, der für Chanel und Dior arbeitet und imstande war, Röders Entwürfe umzusetzen. Und er fand einen weiteren Franzosen, der die Produktionsleitung übernehmen konnte und wollte. In Zellingen arbeitet Röder nach wie vor allein, in Paris hat er heute fünf Angestellte. Rund 400 edle Kleidungsstücke produziert Max Macchina im Jahr.
Davon wagte er vor drei Jahren noch nicht zu träumen. "Als Unbekannter musste ich anfangs Leder in großen Mengen einkaufen." Für seine erste Lieferung habe er so viel gezahlt wie für ein Auto, erzählt er. Die ersten Prototyp-Jacken seien misslungen. "Zu lange Ärmel, zu kurz am Bauch. Aber das Material und Nähen dieser Unikate kostete mich fast 3000 Euro." Da sei er durchaus nervös geworden. "Natürlich hatte ich Startkapital, aber das war nicht üppig. Ich konnte mir keine Fehler leisten."
Bei Marketing und Zielgruppenanalyse kannte er sich aus. Mit Hartnäckigkeit schaffte Röder es, dass seine Produkte in renommierten Zeitschriften präsentiert wurden, in Vogue, Harper's Bazaar, Cosmopolitan.
Und er wusste, wer seine potenziellen Kunden waren. "Mir war klar, dass das in Deutschland schwierig werden würde. Aber meine Ware würde russische Oligarchen und Asiaten ansprechen." Und die traf er beispielsweise bei Events von noblen Uhrenherstellern. "Da war ich zuvor nur Kunde, nun sprach sich herum, dass ich Modemacher war. Je exklusiver das Event war, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich dort Kunden finden würde."
Russische Oligarchen als Top-Kunden
Tatsächlich kauften ihm Russen seine ersten Jacken ab. Und 2017 stattete er das Rallye-Team eines Oligarchen komplett mit Teamjacken und Kappen aus. "Die Teilnehmer kamen aus Dubai, China, Russland und waren tolle Multiplikatoren. Auch die Veranstaltungs-DJs trugen unsere Caps." Die Sache kam ins Rollen.
Auf Wunsch der exklusiven Kundschaft befasste er sich mit Krokodil- und Pythonleder. "Es dauerte eine Weile, eine Prüfnummer beim Bundesamt für Naturschutz zu bekommen. Ich importiere die Häute aus Thailand und Indonesien nur von Zuchttieren, alles entspricht dem Washingtoner Artenschutzabkommen CITES", erklärt Röder.
Gegerbt wird das Leder in Europa. Die teuerste Lederjacke von Max Macchina kostet fast 40 000 Euro. "Dafür wird die Haut von sechs Krokodilen benötigt", sagt Röder.
So viel Geld geben Menschen nicht nur für ein Kleidungsstück aus, sie kaufen damit auch Coolness und Flair. Deshalb ist das "Branding", das Image von Max Macchina, ein so wichtiger Faktor für den Erfolg. Darum fährt Max Macchina im Rolls Royce oder im Porsche zu Events, trägt Totenkopfringe, Cowboystiefel und Lederjacken und präsentiert sich als extrem cooler Typ – beim Formel-Eins-Rennen in Monte Carlo, bei den Fashion Weeks in Mailand und Paris, bei Ausflügen nach St. Moritz, St. Petersburg, Moskau und auf Instagram. "Ich bin bodenständig erzogen. Mir fiel es anfangs schwer, diese Rolle zu spielen", erzählt Röder.
Mittlerweile hat er das gelernt – ebenso wie Modezeichnen, Design, Schnittmuster, Mode- und Detailfotografie, die Wirkung von Materialien und vieles mehr. Längst gibt es von Max Macchina auch Hosen, Kleider, Hoodies und Shirts. Und weil er das nun alles im Portfolio hat, wurde Röder auch gebeten, für die Hotelkette Roomers die Bekleidung der Angestellten sowie eine Reihe von Accessoires zu entwerfen.
Demnächst wird er Kollektionen für einen Hersteller von Luxus-Sportwagen und ein Formel-1-Team erstellen. Musiker, Rapper, Bachelor-Kandidaten, Oligarchen und Erotikstars zählen zu seinen Kunden ebenso wie der brasilianische Top-Fußballer, dessen Namen Röder nicht nennen darf. "Wir konnten uns nicht darauf einigen, dass ich mit Bildern von ihm in meinem Mantel werben darf."
Das hat Max Macchina verkraftet. Der Fußballstar hat dann eben 15 000 Euro bezahlt.