Einen Mantel für 38 000 Euro in der Disco hängen lassen? Keine gute Idee. Wo gibt es überhaupt so teure Mäntel? Sie können bei Max Macchina in Retzbach bestellt werden. Zugegeben: Es ist das teuerste Stück in der Kollektion von Max Röder (24), der sich im ehemaligen Gebäude von Drums & Musik beziehungsweise Thomann mit Mode selbstständig gemacht hat. Es geht bei ihm auch günstiger. Die billigsten Jacken liegen bei 2000 Euro.
„Mode war schon immer meine Leidenschaft, die wollte ich mit Musik verknüpfen“, sagt der gelernte Einzelhandelskaufmann. Er hatte in der Retzbacher Thomann-Filiale gearbeitet und sich hier hauptsächlich um Projektionsgeschäfte gekümmert, Discos oder Tagungszentren mit Licht und Ton ausgerüstet.
Jetzt also Mode. Eigentlich sollte das Geschäftsmodell schon etwas eher an den Start gehen. Max Röder: „Doch ich habe mich erst einmal in verschiedenen Ländern umgeschaut, um zu sehen, wo man am besten produzieren kann – am Ende bin ich in Paris hängen geblieben.“ Dort sei die Qualität am besten. Außerdem habe Paris in Sachen Mode das beste Prestige.
Bis jetzt sind zwölf Modelle am Start. Die Mäntel sind die Ausnahme. Die eigentliche Kollektion besteht bisher aus Lederjacken – drei für Herren, neun für Damen. Das Design stammt ausschließlich von Max Röder selbst. Doch was hat das mit Musik zu tun? „Ich schaue mir Musiker an – und dann fallen mir die passenden Designs ein“, schildert der Retzbacher.
Beim Modell „Tina“ beispielsweise war Tina Turner die Patin für die Idee. Herausgekommen ist eine Jacke, die sowohl rockig als auch elegant ist, Die Basis ist rockig mit gesteppter Schulterpartie und kurzem Schnitt, dann aber mit elegantem Revers.
Modell „Angus“ (Young) ist eher schlicht mit herausgehobenen Schulterpartien. „Doro“ (Pesch) ist im Stil der „Queen of Metal“ eine „Vollblutbiker-Rockerjacke“ (O-Ton Max Röder) mit zwei Reißverschlüssen übereinander auf einer Brustseite, einem großen Revers und einem Gürtel. „Dave“ (Mustaine) ist in Bomberjackenform geschnitten.
Verwendet werden teilweise edle Häute von Krokodilen aus Vietnam und Thailand und auch von Pythons. Max Röder versichert, es gebe für alles Zertifikate, dass die Tiere auf Farmen artgerecht gehalten wurden. Es dauert Jahre, bis Krokodile ausgewachsen sind und ihr Leder verwendet werden kann. Das führt zum hohen Preis. Das meistverwendete Material für die Jacken ist freilich Lamm und Rind. Kroko und Python sind dann oft nur an bestimmten Stellen verwendet. Auch die anderen Teile wie das Futter, die Knöpfe oder Reißverschlüsse gehören zum Luxussegment.
Hat Max Röder einen Entwurf fertig, geht er an einen Textiltechniker. Der kümmert sich um die Schnitte. Teilweise näht der Retzbacher auch Stoffmuster zunächst selbst – aus x-beliebigen Stoffen, und sei es aus Tischdecken. Es geht dabei nur darum, zunächst die Form zu sehen.
Das ehemalige Musikhaus in Retzbach stand zunächst leer, seit am 30. Juni 2016 Thomann die Filiale schloss. Bekanntlich ist Max' Mutter Gabi Röder die Schwester von Hans Thomann in Treppendorf, dem weltweit umsatzstärksten Musikalienhändler. Jetzt nutzt Max das Gebäude für sein Modelabel. Hier entstehen Entwürfe, hier ist sein Büro. hier macht er Fotos von den Produkten.
Er hat es geschafft, dass seine Jacken in großen Magazinen wie Cosmopolitan, Marie Claire, Vogue oder Harpers Bazaar erschienen sind. Erste Jacken hat er schon im November verkauft. Seit April ist sein Label online. Der Verkauf läuft übers Internet oder über persönliche Kontakte. So hält er sich beispielsweise bei Formel-I-Rennen auf oder hat noch Kontakte aus seiner Zeit bei Thomann.
Einen Laden wird er in Retzbach nicht betreiben. Dafür gibt es hier nicht die nötige Kundschaft. Vielmehr soll das ehemalige Musikhaus das „Headquarter“ bleiben. Geplant sind Pop-up-Stores – also Geschäfte, die nur zeitweilig bestehen – in New York, Miami und Los Angeles, aber auch in Riga und Moskau. Die Einrichtung ist bereits weilweise entworfen.
So liegen in Retzbach Muster für Teppichboden mit dem Schriftzug von „Max Macchina“. Einen weiteren lukrativen Markt wittert Max Röder im Mittleren Osten, so etwa in Dubai, oder in Monaco oder St. Tropez. Später soll die Kollektion erweitert werden um T-Shirts, Jeans und Kleider.
Wie kommt einer mit 24 Jahren darauf, ein weltweites Exklusiv-Label zu starten? Er habe wohl ein Stück weit die Geschäftstüchtigkeit seines Onkels Hans Thomann und die seines Vaters Rudi Röder geerbt, der bisher für seinen geschäftsführenden Sohn geschäftliche Dinge im Hintergrund erledigt. „Ich bin so aufgewachsen.“