Der allgegenwärtige Mangel an Einzelteilen hat für den Autozulieferer ZF in Schweinfurt gravierende Folgen: Ab November und bis kurz vor Weihnachten wird die Arbeitszeit für die meisten der rund 9000 Beschäftigten reduziert. Das haben Geschäftsleitung und Betriebsrat vereinbart.
Demnach wird die Wochenarbeitszeit von zum Beispiel 35 Stunden um drei Stunden gekürzt. Wie ZF am Freitag weiter mitteilte, können Beschäftigte den Verlust beim Gehalt ausgleichen, indem sie aus ihrem Zeitkonto Überstunden einbringen.
Hintergrund des Schrittes ist laut ZF die "höchst volatile Auftragslage" in Folge des Mangels vor allem an Halbleitern. Wie Betriebsratsvorsitzender Oliver Moll auf Anfrage sagte, lasse sowohl der Haustarifvertrag für Schweinfurt als auch der bayernweite Tarifvertrag eine solche Arbeitszeitreduzierung zu. Nicht betroffen seien unter anderem Lehrlinge, Ausbilder und Beschäftigte mit Altersteilzeit.
Es handle sich bei der Reduzierung nicht um Kurzarbeit, betonte Moll. Vielmehr erlaube die vereinbarte Regelung, dass in plötzlichen Stoßzeiten die Beschäftigten auch Überstunden leisten können.
Kommt doch noch Kurzarbeit?
Erst Mitte Oktober hatte ZF bei der Agentur für Arbeit für die Schweinfurter Werke Kurzarbeit angemeldet - ohne sie jedoch in Anspruch zu nehmen. Die jetzt vereinbarte Arbeitszeitminderung "ist für uns ein völlig neues Instrument", sagte Moll. Schweinfurt sei die erste Niederlassung im Friedrichshafener ZF-Konzern, die diesen bis 23. Dezember geltenden Schritt geht.
Der Betriebsratschef schloss nicht aus, dass im Januar dann doch Kurzarbeit für Schweinfurt in Kraft tritt. Denn "die Situation ist sehr verfahren". Der Materialmangel "erwischt uns voll".