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Würzburg/Schweinfurt
Mainfranken: Corona reißt Loch in die berufliche Fortbildung
Corona hat in Mainfranken nicht nur die Wirtschaft getroffen, sondern auch das berufliche Fortbildungsangebot. Die Folgen sind enorm, doch Hoffnung ist in Sicht.
Im unterfränkischen Handwerk wurden wegen Corona etwa 100 Lehrgänge für Auszubildende verschoben.  Auch in anderer Hinsicht hat die Krise in der Region tiefe Spuren bei der beruflichen Fortbildung hinterlassen.
Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild) | Im unterfränkischen Handwerk wurden wegen Corona etwa 100 Lehrgänge für Auszubildende verschoben.  Auch in anderer Hinsicht hat die Krise in der Region tiefe Spuren bei der beruflichen Fortbildung hinterlassen.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:22 Uhr

Stress bei der Organisation, Absagen bei Kursen, finanzielles Loch: Die Corona-Krise hat dem beruflichen Bildungsangebot in Mainfranken heftig zugesetzt. Ein Problem von großer Tragweite, denn zuletzt besuchten pro Jahr rund 20 000 Teilnehmer die Kurse der beiden Wirtschaftskammern.

Schon wegen dieser Zahl sehen sich die Handwerkskammer für Unterfranken sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt als die größten Bildungseinrichtungen in der Region jenseits des klassischen Schulsystems. Allein der Handwerkskammer werden dieses Jahr nach eigenen Berechnungen wahrscheinlich 1,5 der angesetzten 8,6 Millionen Euro an Einnahmen flöten gehen, weil Kurse ausgefallen sind. Jene 8,6 Millionen Euro seien ein Drittel der Gesamteinnahmen der Kammer, sagt Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul auf Anfrage.

Die IHK steht kaum besser da: Im Vergleich zum Vorjahr seien heuer wegen Corona ein Viertel der Kurse im Bereich Seminare und Zertifikatslehrgänge abgesagt worden, teilt Bereichsleiter Udo Albert mit.

Beides sind mehrtägige Fortbildungen im herkömmlichen Sinn, während die IHK-Praxisstudiengänge eine öffentlich-rechtlich anerkannte Prüfung am Ende haben und mit dem Meisterkurs im Handwerk zu vergleichen sind. Die Nachfrage nach diesen Studiengängen sei trotz Corona gestiegen, so Albert.

"'Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass ein Corona-Jahrgang entsteht."
Frank Weth, Handwerkskammer für Unterfranken

Mit einem Minus bei den Kursgebühren von 350 000 Euro rechnet der Bereichsleiter für dieses Jahr. 2019 nahm die IHK hier 1,7 Millionen Euro ein. Eine Anhebung der Gebühren werde es 2021 aber nicht geben, so Albert. Die Kammer richtete zuletzt 322 Kurse in allen Bereichen aus mit zusammen etwa 5700 Teilnehmern.

Dass es bei den Seminaren viele Stornierungen wegen Corona gegeben hat, führt Albert unter anderem darauf zurück, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht einem Ansteckungsrisiko aussetzen wollten. "Das war sehr gravierend." 

Andererseits spürt Albert ein großes Interesse der Betriebe daran, dass die Kurse so schnell wie möglich wieder auf normale Weise stattfinden können. Vor allem bei Themen rund um Digitalisierung und Mitarbeiterführung fragten Unternehmen nach, "wann es endlich wieder weitergeht".

Wie bei der IHK war auch bei der Handwerkskammer die Organisation der Kurse mit Blick auf die Corona-Hygienevorgaben eine große Hürde. Viele Seminare seien geteilt worden, um pro Raum weniger Teilnehmer zu haben, erläutert stellvertretender Hauptgeschäftsführer Frank Weth. "Das war alles ein Riesenaufwand."

Deutlich zu spüren bekamen den organisatorischen Kraftakt die 7500 Auszubildenden im unterfränkischen Handwerk. Laut Weth mussten allein während des Lockdowns im Frühjahr 100 Kurse der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) verschoben werden, weil die Berufsbildungszentren der Kammer in Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg geschlossen bleiben mussten.

Die ÜLU ist ein Pflichtteil im dualen Ausbildungssystem und somit ein wesentliches Element im Fortbildungsangebot des Handwerks in Zusammenarbeit mit den Innungen. Schon deshalb ist es Weth wichtig, dass nichts an Qualität und Quantität verloren geht: "Wir wollen um jeden Preis vermeiden, dass ein Corona-Jahrgang entsteht."

Danach scheint es im Moment nicht auszusehen. Denn laut Hauptgeschäftsführer Paul seien heuer trotz Corona alle Gesellenprüfungen zu Ende gebracht worden.

Zu all den Lehrlingen kamen 2019 gut 8300 Menschen, die berufliche Fortbildungen anderer Art bei der Kammer in Anspruch nahmen. Wie diese Teilnehmerzahl heuer und 2021 ausfallen wird, ist für Weth "schwer abzuschätzen". Er hofft, dass bald wieder mehr Menschen kommen, weil mehr Menschen Kurzarbeit und damit mehr Freizeit haben. "Aber wo wir da landen, wissen wir nicht."

Experte sieht Silberstreif am Horizont

"Nicht allzu viel" ändern wird sich nach Pauls Ansicht, was die Zahl der freiberuflichen Dozenten der Kammer angeht. Nahezu 400 seien es derzeit. Fast zu wenig, ergänzt Weth. Denn durch die organisatorische Teilung vieler Kurse wegen Corona sei es mitunter knapp geworden.

Unterm Strich sieht Bereichsleiter Albert von der IHK einen Silberstreif am Horizont: Viele Teilnehmer hätten 2020 ihre Kursanmeldungen ins nächste Jahr verschoben. Was das zweite Halbjahr 2021 angeht, "buchen die Leute wie verrückt".

Sein Kollege Weth spürt ebenfalls einen Funken Hoffnung. Zwar werde es für das Bildungsangebot seiner Handwerkskammer kritisch, wenn der aktuelle Lockdown über das geplante Ende am 10. Januar hinausgehe. "Aber auch das kriegen wir dann irgendwie hin."

 
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