Die Corona-Pandemie sorgt für drastische Einschnitte im gesellschaftlichen Leben. Viele Wirtschaftszweige leiden. Ganz anders die Situation im Handwerk. Die aktuelle Konjunktur-Umfrage der Kammer (HWK) für Unterfranken zeigt eine anhaltend positive Entwicklung. Nach wie vor sind die Betriebe des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes die treibende Kraft hinter den guten Zahlen.
85,8 Prozent aller Betriebe schätzen ihre Geschäftslage für das dritte Quartal 2020 als befriedigend oder gut ein, heißt es in einer Pressemitteilung. 84,6 Prozent erwarten für das jetzt laufende vierte Quartal eine "gleichbleibende oder sich verbessernde Geschäftslage". "Wir haben diese Zahl – ehrlich gesagt – nicht erwartet", freut sich Ludwig Paul, der Hauptgeschäftsführer der Kammer. Dass sich das unterfränkische Handwerk trotz der Corona-Krise so stabil präsentiert, sei herausragend und zeige, "welche wirtschaftliche Kraft das Handwerk in unserer Region auszeichnet".
Basis der guten Gesamt-Einschätzung sei zum einen, dass die Kapazitätsauslastung in der Corona-Zeit mit 78 Prozent lediglich vier Prozentpunkte hinter dem Vergleichswert vor einem Jahr liege. Die Auftragsreichweite betrage 10,9 Wochen, "was einer marginalen Abnahme zum Vorjahreszeitraum um 0,6 Wochen entspreche. Für Paul sind das "erstaunlich gute Werte". Die Gesellschaft könne nur froh sein, so ein starkes Handwerk zu haben.
Unterschiede je nach Branche
Dabei zeigen sich aber durchaus Unterschiede in der Beurteilung der Geschäftslage. Absoluter Spitzenreiter im Branchen-Vergleich ist das Bauhauptgewerbe. Hier geben 97,5 Prozent der Betriebe an, mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden zu sein. 76,3 Prozent beurteilen diese sogar als gut. Im Vergleich zu Vorjahr, damals noch ohne Corona-Krise, zeigt sich das Bauhauptgewerbe noch verbessert: um 2,7 Prozentpunkte. "Das ist auf hohem Niveau ein Top-Ergebnis", so der Hauptgeschäftsführer.
Schlechter beurteilen die Unternehmen des gewerblichen Bedarfs die Situation. Lediglich 71 Prozent sind mit ihrer wirtschaftlichen Lage zufrieden. Das sind fast zehn Prozentpunkte weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Unternehmen des gewerblichen Bedarfs sind vielfach Zulieferer für die Industrie. Ludwig Paul: "Stockt es in der Industrie, trifft das auch diese Handwerksbetriebe."
Mit Optimismus in die Zukunft
Der nahen Zukunft blicken die Handwerksbetriebe nach dem Corona-Schock im Frühjahr wieder mit Optimismus entgegen: 84,6 Prozent schätzen, dass sich ihre Geschäftslage im vierten Quartal 2020 verbessern oder gleichbleiben wird. Das ist ein um fünf Prozentpunkte besseres Ergebnis als vor drei Monaten. Weiterhin stabil präsentieren sich die Beschäftigtenzahlen. Über 85 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass die Zahl ihrer Mitarbeiter aktuell gleichbleiben oder sich noch steigern wird. Ludwig Paul: "Das ist ein tolles Signal an alle jungen Menschen, die sich gerade Gedanken um die richtige Berufswahl machen. Im Handwerk gibt es rund 130 Ausbildungsberufe mit Zukunft."