Kurtz Ersa erlebt einen Generationswechsel der besonderen Art: Zum Jahreswechsel wird der mainfränkische Mischkonzern zum ersten Mal keinen Vertreter der Gründerfamilie mehr an seiner Spitze haben. Denn Rainer Kurtz wechselt als Vorsitzender der Geschäftsführung in den Ruhestand, sein Nachfolger Ralph Knecht ist ein externer Manager.
Wie das Unternehmen in Kreuzwertheim (Lkr. Main-Spessart) weiter mitteilte, wird Rainer Kurtz nach einer Übergangszeit Ende März in den familiengeprägten Beirat wechseln. Er bleibe als Ruheständler dem Konzern zudem als Berater verbunden. In dem sechsköpfigen, 2003 gegründeten Beirat sitzen bereits Rainer Kurtz' Brüder Walter und Bernhard.
Flankiert wird die Personalie von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2021, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Demnach rechnet Kurtz Ersa mit einem Gesamtumsatz von 270 Millionen Euro nach 230 Millionen in 2020. Für das kommende Jahr peilt das Unternehmen 300 Millionen Euro an.
"Insbesondere die starken Wachstumsmärkte in Asien tragen zu der positiven Geschäftsentwicklung bei", wird Finanzchef Thomas Mühleck in der Mitteilung zitiert. Die Zahlen seien eine "sehr gute Basis, nachhaltig zu wachsen".
Kurtz Ersa hat weltweit 1250 Beschäftigte, etwa 900 davon in der Zentrale im Kreuzwertheimer Gemeindeteil Wiebelbach sowie im benachbarten Wertheim und Hasloch. Der Betrieb ist damit einer der großen Arbeitgeber in der Region.
Das derzeitige Personal "wird für das geplante Wachstum nicht reichen", skizzierte Mühleck den weiteren Kurs. Wachsen will Kurtz Ersa vor allem bei der Digitalisierung und Softwareentwicklung. "2022 werden noch viele neue Stellen hinzukommen", so der Finanzchef.
Wissenswertes über Kurtz Ersa
Das im 18. Jahrhundert aus einer Schmiede im Spessart hervorgegangene Unternehmen liefert heute an Kunden unter anderem in der Bau-, Auto-, Sport- und Verpackungsindustrie sowie im Bereich Medizintechnik. 80 Prozent der Produkte gehen ins Ausland, darunter Lötwerkzeug samt Zubehör.
Der Ruhestand von Konzernchef Rainer Kurtz bringt in Kreuzwertheim das Personalkarussell zum Drehen. Freilich ist sein Nachfolger Ralph Knecht dort kein Unbekannter: Der Diplom-Ingenieur habe seit Oktober 2017 als Geschäftsführer des auf Löttechnik ausgerichteten Tochterunternehmens Ersa die Elektronikfertigung "erheblich vorangetrieben", wie es in der Mitteilung heißt. Knecht ist zudem Mitglied der vierköpfigen Geschäftsführung des Kurtz-Ersa-Konzerns.
Seine Führungsposition bei Ersa hat bereits Anfang Oktober Michael Fischer übernommen. Er war zuletzt in leitender Position beim Elektrowerkzeughersteller Fein in Schwäbisch Gmünd gewesen.
Wie aus dem Kurtz-Ersa-Konzern zu hören war, ist das Ausscheiden von Rainer Kurtz nicht zwangsläufig das endgültige Aus der Familiendynastie an der Spitze. Seine Nichte Carolin Kurtz hat bereits Führungsfunktionen unter anderem in einer Tochtergesellschaft inne. Ob sie allerdings einmal die Konzernleitung übernehmen wird, blieb offen.
Rainer Kurtz war 2003 Vorsitzender der Geschäftsführung geworden. Er leitete den Konzern damit in sechster Generation.