Der Betriebsrat der ZF Friedrichshafen AG ist am Mittwoch von den Plänen des Managements, 15 000 Stellen abzubauen, informiert worden. Das sei angesichts der Lage der Automobilindustrie nicht wirklich überraschend gewesen, sagt der Schweinfurter Betriebsratsvorsitzende Oliver Moll. Es sei schon seit geraumer Zeit schleichend nach unten gegangen. Corona habe die Situation jedoch weiter verschärft.
Die von der Unternehmensleitung genannte Zahl, davon 7500 in Deutschland, klinge zwar bedrohlich, relativiere sich jedoch durch die Zeitebene bis zum Jahr 2025. Vom Management will der Betriebsrat wissen, wie es überhaupt zu den genannten Zahlen gekommen ist. Details hat das Unternehmen noch nicht genannt.
Moll geht davon aus, dass ZF seiner Rolle als Stiftungsunternehmen auch künftig gerecht wird, "also ohne harte Maßnahmen auskommt".
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Was der Stellenabbau für Schweinfurt mit seinen 9100 Beschäftigten bedeute, könne man derzeit noch nicht sagen. Bereits am Donnerstag habe es ein Gespräch zwischen dem Betriebsrat und dem Standortleiter Hans-Jürgen Schneider gegeben. Dabei sollte sondiert werden, welche Instrumente es für den Stellenabbau gibt. Klar sei, so Moll: "Wir werden um jede Stelle kämpfen".
Das sagt die Gewerkschaft
Vom Zeitpunkt der Ankündigung des Stellenabbaus zeigt sich Peter Kippes, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Schweinfurt, überrascht. In der Aufsichtsratssitzung im April sei davon noch keine Rede gewesen. Er sei erstaunt, dass bereits zu so früher Zeit konkrete Zahlen genannt werden. Das schaffe nur Verunsicherung unter den Beschäftigten.
Eine existentielle Bedrohung für den Standort Schweinfurt sieht Kippes nicht. Als mögliches Motiv für die Ankündigung nennt der IG Metallchef den inzwischen von den Kartellbehörden genehmigten Kauf des amerikanischen Bremsenherstellers Wabco für 6,2 Milliarden Euro. Möglicherweise gebe es Druck von den Banken.
Brandbrief des Konzernchefs
ZF-Vorstandschef Wolf-Henning Scheider hat am Donnerstag in einem Brandbrief die 148 000 Beschäftigten in 41 Ländern über den geplanten Stellenabbau informiert. ZF als einer der größten Automobilzulieferer weltweit werde auch noch im Jahr 2022 spürbar hinter den geplanten Umsatzzahlen zurückbleiben. Heuer werde das Unternehmen hohe finanzielle Verluste machen.
Scheider kündigte an, dass ZF Investitionen kürzen, Projekte streichen und sonstige Ausgaben massiv drücken müsse, um über die Runden zu kommen.